Duisburg.. Bashar Al Mrabh ist ein Flüchtling aus Syrien, lebt an der Memelstraße und spielt jetzt eine Hauptrolle beim Duisburger Jugendclub „Spieltrieb“.

Noch etwas zurückhaltend läuft Bashar Al Mrabh durch die Katakomben des Duisburger Theaters. Doch einmal Platz genommen, zeigt er sein strahlendes, charmantes Lächeln. Er ist etwas Besonderes hier im Jugendclub „Spieltrieb“ des Theaters. Der 26-Jährige kommt aus Syrien. Damaskus ist seine Heimatstadt und Duisburg die, in der er jetzt lebt. Ganz konkret: an der Memelstraße, wo auch sein schauspielerisches Talent entdeckt wurde. „Ich habe dort einen kleinen Sketch vorgespielt“, verrät er.

Kein Casting für „Spieltrieb“

Katharina Thome, eine Ehrenamtliche an der Memelstraße, die im Theater als studentische Hilfskraft tätig ist, schlug ihm den Jugendclub vor. Jetzt hat er eine der Hauptrollen des neuen Stücks der Duisburger Nachwuchsschauspieler inne: „In Shakespeares ‘Maß für Maß’ spielt er einen geteilten Lucio. Mit Text auf Deutsch“, verrät Regisseurin Kathrin Sievers, die bereits zum dritten Mal verantwortlich für ein „Spieltrieb“-Stück ist. Diesmal musste sie die Shakespeare-Vorlage nach der Übersetzung von Marius von Mayenburg für ein 22-köpfiges Ensemble arrangieren. „Bei uns gibt es kein Casting“, erläutert Sievers. „Jeder, der mitmachen und Zeit investieren will, ist dabei.“

Seit Januar wird bereits geprobt, jetzt steht die Premiere an. Für die erste Aufführung am Freitag, 15. April, sind schon alle Karten vergriffen. Vor einem vollen Haus wird Bashar Al Mrabh dann also erstmals im Duisburger Theater auftreten. Klar sei er nervös, gesteht der Syrer. Aber das sei auch früher schon so gewesen, als er in seiner Heimat geschauspielert hat. Die Proben, erläutert er lachend, seien allerdings gänzlich anders abgelaufen. „Jeder hat an den Szenen herumgebastelt. Wir hatten oft sogar Streit deswegen und manchmal haben wir dann das ganze Stück über den Haufen geworfen.“ Hier im Jugendclub ginge es deutsch-diszipliniert zu. „Wir haben eine Regisseurin und die sagt wo es lang geht. Das ist schon ganz gut so.“

Textpassagen als Sprachnachrichten verschickt

Al Mrabh zeigt wieder sein freundliches Lächeln, fährt sich mit der Hand durch seine welligen schwarzen Haare. „Er hat sich aber richtig reingekniet“, bestätigt Sievers. All’ seine Passagen hat sie ihm per WhatsApp als Sprachnachricht geschickt. „Da steh ich also in der Gemeinschaftsküche, rühre im Kochtopf herum und übe das Wort Gefängnis.“ Al Mrabh kreist die Hände vor der Brust. „Gefängnis, Gefängnis, Gefängnis. Bis mich die Sicherheitsleute etwas merkwürdig anschauen.“ Wieder lachen Sievers und der Flüchtling herzlich. „Die dachten bestimmt: ‘Was hat der denn vor?“

Die Antwort darauf ist am Freitag um 20 Uhr im Theater Duisburg zu sehen. Bis dahin hat er auch das „Bitte bete für mich Pater“ gelernt, ist er sich sicher.