Duisburg. Stadtwerke haben der Großdisco in Duisburg den Saft abgedreht, weil Zahlungen ausblieben. Der Betrieb lief mit Notstrom und Wasser aus Holland weiter.

Am Wochenende blieben die Boxen in der Großdiskothek Tentorium stumm. Auf Facebook wurde ein „Wasserschaden“ als Grund angegeben, die Tanzfreunde auf das folgende Wochenende vertröstet. Schwerer als der Wasserschaden dürfte jedoch wiegen, dass die Stadtwerke der Disco schon im Februar den Saft abgedreht haben und seither weder Wasser noch Strom liefern. „Offene Forderungen gegen den Betreiber“ nennt Stadtwerke-Sprecher Thomas Nordiek als Grund.

Getanzt wurde dennoch fleißig weiter. Im Hintergrund liefen Notstromaggregate, das Wasser ließ der Clubmanager, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, aus Holland liefern. Auch das 41. Mittelstandsforum der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung, in Deutschlands größter Zeltdisco abgehalten, an dem OB Sören Link und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger teilnahmen, lief offenbar zur Zufriedenheit aller. Das Ordnungsamt hat jedoch vor dem Osterwochenende den Betrieb „bis auf weiteres“ untersagt, so Stadtsprecherin Jennifer Gräfe. Der Betrieb müsse einen Lösch- und Frischwasser-Zugang herstellen, dann erst könne die Disco wieder aufmachen.

Zementmischer für problematische Fälle

Die Sache mit dem Löschwasser ist so schnell nicht zu klären, denn ein Hydrant, der zum Gelände gehört, ist zubetoniert. Der nächste ist 400 Meter entfernt, ein Sicherheitsrisiko. findet der Clubmanager, der nicht fassen kann, wie so ein wichtiges Hilfsmittel mit Beton zugekippt wird.

Thomas Nordiek sagt, dass die Stadtwerke in besonders problematischen Fällen auch mal den Zementmischer einsetzen, etwa wenn ein gesperrter Anschluss wiederholt umgangen wurde. Das betreffe aber üblicherweise die Frischwasserzufuhr. Ob in diesem Fall auch der Hydrant zubetoniert wurde, konnte er am Dienstag nicht ermitteln. Für die Wartung der Löschwasserentnahmestellen sind laut Feuerwehrgesetz die Eigentümer der Betriebe zuständig.

50.000 Euro Gewerbesteuer stehen noch aus

Nebenbei erwähnt

Die Altschulden stammen übrigens aus der Betreibergesellschaft „dmp“ von Pikkemaat.

Um die Konzession für die Zeltdisco zu erhalten, hat Tentorium-Inhaber Rejhan Muric die komplette Gesellschaft übernommen - mit allen Verbindlichkeiten. Ein Gerichtsverfahren läuft, Streitwert: 400.000 Euro.

Wer den Hydranten zubetoniert hat, weiß der Clubmanager nicht, er will sich auch nichts unterstellen lassen. Er sieht sich getrieben von Gerüchten und Altlasten. Wenig gewürdigt sieht er seine Bemühungen, Duisburgs Partyvolk eine angemessene Location zu bieten. Kurzfristig will er die Schulden zahlen und am Wochenende wieder aufmachen. Er ist sauer, dass das Stadtwerke-Dilemma öffentlich wurde. Schließlich seien es Alt-Schulden des Vorbesitzers, des ehemaligen Delta-Music-Park-Betreibers Pikkemaat, an denen er knabbere. Gegen die Delta-Duisburg GmbH läuft seit Herbst ein Insolvenzverfahren. Zu den Gläubigern gehören die Stadt Duisburg wegen ausgebliebener Gewerbesteuerzahlungen und die Stadtwerke, denen aus Energielieferungen 50.000 Euro zustehen, so Ellen Horlebein, zuständige Sachbearbeiterin des Insolvenzverwalters Axel Schwentker.

Auf Facebook ist der Hinweis auf den Wasserschaden gelöscht. Das Partymotto am Freitag: „Wir lieben die 90ziger“.