Duisburg. . Bis August sollen die Abrissarbeiten am früheren Schulstandort abgeschlossen sein, wo später einmal das Duisburger Mercatorquartier entstehen soll.

Ein sensibles Händchen muss er haben und profunde Kenntnisse in Statik: Mit höchster Präzision lenkt der Baggerführer die zentnerschwere Stahlschere am langen Arm seines Arbeitsgeräts in die Höhe, lässt sie hier ein bisschen Decke, dort ein bisschen Fußboden abknabbern, macht aus Schule Schutt. „Kontrollierter Abbruch“ lautet der Auftrag der Abrisskolonne, die mitten in der Innenstadt aus einem einstigen Schulstandort eine Entwicklungsfläche für neues Wohnen macht.

Gebäude werden vor Abriss auf PCB und Asbest untersucht

28.000 Quadratmeter Fläche gilt es vorzubereiten, erst für archäologische Untersuchungen, dann für den Neubau des geplanten Mercatorquartiers zwischen Gutenbergstraße, Kuhlenwall und Oberstraße, wo über Jahrzehnte gelehrt und gelernt wurde in Grund- und Hauptschule sowie im Berufskolleg. Längst sind aus den einstigen Lehrräumen Leerräume geworden, denn vor dem Abriss kommt das Ausräumen – und auch das ist bei so einem Großprojekt genau geplant.

Ein „Schadstoff-Kataster“ werde zunächst angelegt, erläutert Uwe Rohde, Geschäftsführer des städtischen Immobilien-Managements IMD. Dafür werden die Gebäude gründlich untersucht, etwa auf PCB oder Asbest, die unter besonderen Schutzmaßnahmen ausgebaut werden müssen. Auch Glas und Metall wird entfernt, bis, so Rohde, nur noch der „blanke Rohbau“ steht.

An den darf dann der Bagger, der die Bauten erst einmal aushöhlt, bis nur noch die Stützen steht, und an die geht’s zuletzt. Was übrig bleibt von den 100 000 Kubikmetern umbauten Raums, die den Schulkomplex ausmachten, sind gigantische 35 000 Tonnen Schutt, genug um 1400 Lkw zu beladen. Dazu Metallschrott und Kabel, die separat verkauft werden. Rohde: „Deshalb wird der Abriss nicht ganz so teuer.“ Auch der Schutt wird aufbereitet, aus Beton und Backstein wird Material für den Deich- und Straßenbau.

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Sicherheit wird beim größten Abriss in der IMD-Geschichte großgeschrieben. Ein Gesundheits- und Sicherheitskoordinator ist eingeschaltet, die Baufirma aus Norddeutschland hat sich laut Rohde schon bei den Arbeiten am Grüngürtel in Bruckhausen bewährt und ist auch am Hochfelder Bunker im Abriss-Einsatz. Damit kein Steinchen auf Passanten fällt, wurden unter anderem Fassaden mit riesigen Planen abgehängt und Bürgersteige zeitweise gesperrt.

Hauptschule wird ab April abgerissen

Auch an die Anwohner wurde gedacht. Engster „Arbeitskollege“ des Baggers ist eine Wasserkanone, die einen permanenten Sprühregen über den jeweiligen Abrissort legt, um den unvermeidlichen Staub in Grenzen zu halten.

Die Wanduhr vom ehemaligen Schulgebäude sucht einen neuen Platz.
Die Wanduhr vom ehemaligen Schulgebäude sucht einen neuen Platz. © IMD

Mit der Baustelle vorm Fenster muss die Nachbarschaft voraussichtlich noch bis August leben. Die Grundschule ist bereits verschwunden, im April sollen die Gebäude der Hauptschule folgen. „Ende April haben wir Bergfest“, sagt Rohde, und mit dem Abbruch des Berufskollegs geht’s in die zweite Halbzeit der Vorarbeiten für neue Wohnquartier, für die insgesamt 1,2 Millionen Euro aufgewendet werden.

Neuer Besitzer für alte Schuluhr gesucht

Im Rahmen der Abrissarbeiten am zukünftigen Mercatorquartier wurde die Wanduhr, die sich an der GGS Obermauerstraße befand, ausgebaut und ist momentan zwischengelagert. Die Uhr, Durchmesser 1,50 Meter, ist noch intakt, und es wird nun nach einem neuen Standort an einem Gebäude in Duisburg – möglichst in der Innenstadt oder am Innenhafen – gesucht.

Ausdrücklicher Wunsch des IMD ist es, dass die Wanduhr, die jahrelang den Schülern die Zeit angezeigt hat, wieder einer Nutzung zugeführt wird. Info: Cornelia Kaufmann, Telefon 0203/ 283-7295.

Ab 2018 werden hochwertige Wohnungen gebaut 

Parallel zu der Abrisskolonne arbeiten die Archäologen auf der Fläche der ehemaligen Schulen, die schon im Mittelalter bebaut war. „Keller ohne Ende“ seien schon gefunden worden, sagt IMD-Chef Uwe Rohde. Wenn die Suche nach Altertümern abgeschlossen ist, werden noch einmal die Lkw anrollen. Mit 1000 Fuhren Sand sollen alle Löcher auf dem Gelände verfüllt werden, um bis zur Neubebauung eine ebene Fläche zu schaffen. Denn bis dahin wird noch etwas Zeit ins Land gehen.

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Der ursprüngliche Entwurf für das Mercatorquartier muss mit Rücksicht auf die archäologischen Funde und Befunde noch einmal überarbeitet werden, das Planungsverfahren ist noch nicht abgeschlossen, und ein Investor will gefunden sein.

So rechnet Rohde mit einem Baubeginn frühestens 2018, hat aber keinen Zweifel, dass es für das Filetgrundstück im Herzen Duisburgs Interessenten gibt: „Diese Lage ist wirklich spannend.“ Der geplante hochwertige Wohnungsbau in Rathausnähe werde im Herbst auf der Immobilienmesse Expo Real in München mit Sicherheit ein großes Thema sein