Duisburg. Elterninitiative will die Bedingungen an Schulen verbessern. Es fehlt an Lehrern, Sozialpädagogen und Räumen. Landtagsabgeordnete sind mit im Boot.

Inklusion, die nächste: Um die Probleme anzupacken, die dem gemeinsamen Lernen von Kindern mit und ohne Förderbedarf an Duisburger Schulen im Weg stehen, haben sich jetzt auf Elterninitiative Politiker, ein Mitglied des Schulausschusses, Eltern, Lehrer, Sonderpädagogen und Schulleiter mehrerer Duisburger Schulen im Meidericher Bezirksamt getroffen. Mit dabei waren auch die SPD-Landtagsabgeordneten Eva-Maria Voigt-Küppers und Frank Börner. Motto des Abends: „Wir müssen reden — über Inklusion.“

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Zum Beispiel an der Meidericher Gesamtschule: Hier gebe man sich die größte Mühe, die Kinder und Jugendlichen optimal inklusiv zu beschulen. „Dennoch fehlt es an Lehrern, Sozialpädagogen und auch an Räumen“, sagt Christiane Horstkamp als Sprecherin der Initiative. Die Schulbegleiterin hat zwei Kinder in den Jahrgangsstufen sechs und zehn der Gesamtschule. Ihre Tochter (12) besucht dort eine GL- („Gemeinsames Lernen“) Klasse. Von neun Kindern mit besonderem Betreuungsbedarf sind seit Beginn der Erprobungsstufe schon drei an Förderschulen gewechselt, weil sie an der Gesamtschule keine ausreichende Förderung erhalten haben.

Hauptproblem: fehlende Sonderpädagogen

„Das Hauptproblem sind die fehlenden Sonderpädagogen“, sagt Horstkamp. Dabei stehe die Meidericher Schule im Vergleich zu anderen noch gut da. Drei von rechnerisch 3,8 Stellen sind besetzt; eine der Stellen teilen sich zwei Pädagogen, die dafür extra von einer Förderschule abgezogen worden sind, erzählt Horstkamp. „Es würde aber schon sehr helfen, wenn es mehr Lehrer gäbe, um die Inklusionsklassen doppelt zu betreuen.“ Auch Referendare oder Sonderpädagogen in Ausbildung wären eine Unterstützung. „Die Schule hat sich sehr bemüht, aber kein zusätzliches Personal erwirken können.“

Was zusätzlich fehle, seien so genannte Differenzierungsräume. Räume also, in denen etwa Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung, die schnell an Reizüberflutung leiden, sich aus dem oft lauten Schulalltag zurückziehen können. Der Rat der Stadt Duisburg habe zwar bereits neue Räume für die Gesamtschule Meiderich bewilligt — „doch fertig werden die erst im Jahr 2018. So lange können die Eltern ihre Kinder aber nicht in den Schrank stellen“, sagt Horstkamp. Container könnten eine Übergangslösung sein. Die allerdings würden laut Stadt für die Unterbringung von Flüchtlingen gebraucht.

Schon seit Monaten kämpft Christiane Horstkamp mit anderen Eltern für bessere Bedingungen an der Schule, hat Eva-Maria Voigt-Küppers kontaktiert, die wiederum NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann über die missliche Lage in Meiderich informierte. Sylvia Löhrmanns Antwort jedoch hat Horstkamp sehr enttäuscht: „Sie sagte zum Wechsel der drei Kinder auf Förderschulen nur, dies sei bedauerlich, aber letztlich Elternwille.“

Arbeitskreis gegründet

Klar ist für die Eltern: So kann es nicht weitergehen. Weder an der Gesamtschule Meiderich noch an anderen Schulen der Stadt. Deshalb haben sie beim Treffen im Bezirksamt beschlossen, einen Arbeitskreis zu gründen, im Rahmen dessen alle zusammentragen, was in Duisburg insgesamt geschehen muss, um die Inklusion zu fördern. Der SPD-Abgeordnete Frank Börner habe bereits zugesagt, weiterhin mit dabei zu sein. Die Ergebnisse wollen sie an die Stadt und ans NRW-Ministerium herantragen. Horstkamp: „Wenn man etwas ändern will, muss man auch konkret sagen, was fehlt.“

Situation an Grundschule Hebbelstraße hat sich weiter verschlechtert 

Mitglied im neuen Arbeitskreis ist auch Christina Herold, Initiatorin der Petition für den Kampf um die Sonderpädagogen an der Neudorfer Grundschule Hebbelstraße. Dort sieht die Lage aktuell eher düster aus. „Wir sind weiter vertröstet worden, über die Petition ist im Landtag noch nicht entschieden“, sagt sie. Auch ein Treffen mit Vertretern der Duisburger Schulaufsicht und der Bezirksregierung sowie ein persönliches Gespräch mit der SPD-Landtagsabgeordneten Renate Hendricks seien bislang ergebnislos geblieben. „Stattdessen sind zwei der drei verbliebenen Sonderpädagogen unserer Schule stundenweise an andere Schulen abgeordnet worden, nachdem der vierte schon endgültig versetzt wurde.“

Trotzdem will die Elterninitiative nicht aufgeben. „Wir bleiben am Ball, damit sich die Situation wenigstens nicht verschlimmert.“ Es bleibt die Option zu klagen. Zudem strebe die Stadtschulpflegschaft einen Sitz im Schulausschuss an.

Mehr Infos zum Thema Inklusion gibt es im Netz: www.schulministerium.nrw.de