Duisburg. . Der Mülheimer Heinz Bendel ist Kapitän der Weissen Flotte und weiß alles über den Duisburger Hafen, die Schiffe und das Leben...
Unter der Klappbrücke hindurch, „die ab und zu mal klappt“, wie Heinz Bendel den Gästen an Bord über die Lautsprecher erzählt, schippert das Passagierschiff Stadt Duisburg vom Innen- in den Außenhafen. Seit fünf Jahren ist der 64-Jährige mit Einheimischen und Touristen auf den Fahrgastschiffen der Weissen Flotte im Duisburger Hafen unterwegs, der in diesem Jahr sein 300-jähriges Bestehen feiert.
Der Mülheimer, der am Mikrofon wie Helge Schneider klingt, ist seit 1977 Kapitän. Rund 30 Jahre arbeitete er zuvor auf den Flüssen Europas gemeinsam mit seiner Frau als Binnenschiffer auf Tankschiffen. Später machte er sich dann eine Zeit lang selbstständig mit einem eigenen Passagierschiff. Heute vermittelt er den Fahrgästen bei der Hafenrundfahrt „durch den größten Binnenhafen der Welt“, wie er sagt, viel Wissenswertes rund um die Hafenbecken, die sich darin befindlichen Schiffe, den Rhein, die Ruhr, die Unternehmen rund um den Hafen und noch so einige, gerne auch augenzwinkernde Geschichten mehr. Ein Hafenrundfahrt-Interview mit Kapitän Heinz Bendel:
Guten Tag, Herr Bendel!
Heinz Bendel: Guten Tag. Kommen Sie ruhig herein.
Können wir anfangen?
Bendel: Ich muss jetzt erst die Fahrgäste begrüßen, in den Außenhafen steuern und dabei ein bisschen was erzählen, aber danach können Sie mir Fragen stellen.
Vom Steiger Schwanentor geht es durch das Innen- in das Außenhafenbecken, vorbei an alten Speichergebäuden, dem stärksten Kran des Hafens namens Leo, der 300 Tonnen heben kann, an der ehemaligen Kupferhütte, in der heute recycelt wird, bis in den Rhein.
Woher wissen Sie die Dinge, die Sie den Fahrgästen erzählen?
Bendel: Das ist Berufserfahrung. Wer so lange als Binnenschiffer unterwegs war, wie ich, der weiß so etwas.
Warum wurden Sie Schiffskapitän?
Bendel: Weil ich Bäcker gelernt habe und mir das nachher nicht mehr so gut gefallen hat.
Und was bedeutet die Arbeit auf dem Wasser für Sie?
Bendel: Freiheit! So eine Freiheit wie auf dem Wasser hat man auf keinem anderen Verkehrsträger.
Warum wollten Sie auf einem Fahrgastschiff arbeiten?
Bendel: Das war eigentlich nicht so geplant. Nach fast 30 Jahren Tankschifffahrt, wo Benzin- und Dieselöle befördert wurden, dann auf Fahrgäste umzusteigen – das hat sich eben einfach so ergeben.
Vervollständigen Sie doch bitte den folgenden Satz: Der Duisburger Hafen ist...
Bendel: Der größte Binnenhafen der Welt!
Gibt es dem noch etwas hinzuzufügen?
Bendel: Nein! Einfach kommen, sehen und staunen!
Haben Sie eigentlich ein Lieblingsgewässer?
Bendel: Ja, Ramazotti. Da schwimmen immer Eisberge drauf! (Er lacht)
Apropos: Wann sind Sie zuletzt selbst geschwommen?
Bendel: Eigentlich tue ich das jede Woche in meiner Badewanne zu Hause (der Kapitän schmunzelt, fügt dann aber mit ernsterem Ton hinzu:) In Badegewässern habe ich ansonsten aber eher eine Abneigung dagegen.
Und wann zuletzt mit Rettungsweste?
Bendel: Da kann ich mich nicht dran erinnern.
Ist denn schon mal jemand bei Ihnen über Bord gegangen?
Bendel: Nein, Gott sei Dank nicht. Das läuft hier zum Glück alles recht gut ab, muss man sagen. Über den Rhein geht es weiter, unter eine von „Duisburgs sieben großen Rheinbrücken“ durch, vorbei an der Rhein-Orange und der Ruhrmündung, an der einzig verbliebenen Mühle in der Stadt, in den Hafenkanal hinein. Mercatorinsel, Schrottinsel und Kohleinsel, „Duisburgs Wanderdünen“ liegen entlang der Schiffsroute. Der Kapitän, der in seiner Freizeit übrigens am liebsten auf zwei Rädern, nämlich mit einem großen Motorrad unterwegs ist, erklärt die Schiffe, die im Hafen liegen und erzählt von den Werften in den Hafenbecken A, B und C. Dann geht es wieder zurück in den Rhein und direkt in den Hafenmund, vorbei an „Schimanski-City“, also Ruhrort, der ‚Oscar Huber’ und weiter in den Vinckekanal bis zum Südhafen, einem reinen Containerhafen. Dort wendet der Kapitän und führt die Stadt Duisburg zurück zur Schifferbörse, der einzigen Ausstiegsmöglichkeit entlang der Rundfahrt-Route. Von hier geht es dann wieder zurück über den Rhein in den Außenhafen und dann in das Innenhafenbecken.
Nennen Sie doch einmal drei Gründe dafür, warum man eine Hafenrundfahrt in Duisburg machen sollte – auch der Hamburger:
Bendel: Der Hamburger hat bei sich zu Hause einen Seehafen mit großen Seeschiffen. Aber der Duisburger Hafen ist ja der größte Binnenhafen der Welt. Und das macht das hier aus: mittendrin, im Landesinneren, wo man gar nicht mit rechnet, liegt so ein riesiges Hafengebiet, das sich hier erstreckt. Und man sieht hier jeden Tag etwas anderes. Die Situation ändert sich hier stündlich. Der Duisburger Hafen ist ein Muss. Also erstens: Genauso wie man den Hamburger Hafen gesehen haben soll, muss man auch den Duisburger Hafen gesehen haben. Zweitens: Es gibt die Weisse Flotte und es gibt nix Besseres, als mit der Weissen Flotte durch den Duisburger Hafen zu fahren. Und der dritte Grund: Das ist meine Person und mein Mitarbeiter, denn wir geben hier alles für unsere Gäste.
Spinnen Binnenschifffahrts- und Fahrgastschiffs- Kapitäne eigentlich auch Seegarn?
Bendel: Ja sicher, wenn ich zum Beispiel an der Schrottinsel bei den gepressten Autos davon erzähle, dass die roten Stücke sicher alles einmal Ferraris waren. Oder der Edelstahlschrott, der geht jedes Jahr vom Duisburger Hafen in die Schweiz. Und wofür braucht man den dort? Für die Darstellung von Sekundenzeigern in der Armbanduhren-Industrie...
Nach der zweistündigen Hafenrundfahrt steuert Kapitän Bendel die „Stadt Duisburg“ wieder an den Anleger am Steiger Schwanentor – Maßarbeit und „das eigentlich Schwierigste an meiner Arbeit“, wie er sagt. Die Fahrgäste verlassen das Schiff. Ich auch.
Vielen Dank für das Gespräch, Käpt’n Blaub.., ähm, ich meine natürlich Kapitän Bendel.
Bendel: (Der Kapitän schmunzelt) Gerne, jederzeit wieder.