Duisburg. Die heutige Karmelkirche entstand auf Anregung des ersten Ruhrbischofs an einer Stelle, wo schon vor Jahrhunderten Mönche lebten und beteten.
Die große Salvatorkirche feiert 2016 den 700. Geburtstag, aber die kleine Nachbarin, die Karmelkirche, ist älter. Dass in den Denkmalakten steht, sie sei „im Wesentlichen ein Neubau“, lässt auf Geschichte und Geschichten schließen, womit wir im mittelalterlichen Italien wären.
Die Verbindung zum heutigen Innenhafen ist schnell geschaffen: Franz von Assisi predigte Armut und Demut und gründete um 1210 die Franziskaner, auch Minderbrüder oder Minoriten genannt, die wiederum breiteten sich schnell aus in Europa und 1315 wurde ihre Kirche in Duisburg geweiht, zu der auch ein Kloster und ein Spital gehörten.
Kirche der Minoriten wurde Treffpunkt
Mit der Reformation im 16. Jahrhundert wurden die größeren Duisburger Gotteshäuser, Salvator- und Marienkirche protestantisch und die kleine Kirche der Minoriten wurde zum „Treffpunkt der katholischen Bevölkerung“, wie es in der Geschichte der Karmelkirche heißt.
Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche vergrößert, im 19. Jahrhundert das Kloster mangels Minoriten aufgelöst und deren Kirche Bestandteil einer großen Liebfrauenkirche, und im 20. Jahrhundert versank die neue mitsamt der alten Innenstadtkirche im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs in den Jahren 1942 und 1943 in Trümmer und Staub. Bilder aus der Nachkriegszeit zeigen nur einen Überrest des Chores – aber immerhin.
Ruhrbischof Hengsbach regte Neubau an
Denn die unzerstörten Teile der alten Kirche wurden beim Bau einer neuen Kirche integriert. Den Chor zu sehen mit dem Spiel des Sonnenlichts in den neuen farbigen Glasfenstern, ist ebenso ein Genuss wie die Stille zu genießen in einer angenehm bescheiden (man denke wieder an die Franziskaner) wirkenden Großstadtkirche.
Angeregt wurde der Neubau am alten Standort durch den ersten Ruhrbischof Franz Hengsbach. Gebaut wurde von 1959 bis 1961 an alter Stelle, und in direkter Nachbarschaft entstand auch wieder ein Kloster. Dem beliebten Bischof war es nämlich gelungen Karmelitinnen aus den Niederlanden zu einem Umzug in die Duisburger Altstadt zu bewegen.
Womit wir bei dem Namen der Kirche wären, der nämlich von einem Gebirge im Heiligen Land stammt. Dorthin waren zur Zeit der Kreuzzüge viele Einsiedler gezogen, um in Stille und Abgeschiedenheit Gottes Nähe zu suchen. Im 13. Jahrhundert war die Zeit der westlichen Kreuzritter im nahen Osten zu Ende, und auch die christlichen Eremiten mussten sich nach einer anderen Bleibe umschauen. Ihre Devise findet sich auch in der Geschichte der Karmelkirche: „Ziehe an jedem Ort, wo du wohnst, fort aus dem Endlichen und gehe hinein in den unendlichen Raum, der Gott ist. Mache aus jedem Ort einen Karmel.“ Wer die Kirche betritt und sich eine Weile der Stille hingibt, ahnt zumindest ungefähr, was gemeint ist.