Für Markus Lüpertz ist der Künstler nicht der Pädagoge der Gesellschaft. „Die Gesellschaft wird durch Kunst erweitert“, sagt er. Und für diese Erweiterung setzt er hart arbeitend sein Genie ein. Wer das nicht versteht, dem kann er nicht weiter helfen. Das hört sich überheblich an. Aber der Künstler, der in gut einem Monat seinen 75. Geburtstag feiern kann, sagte solche Sätze gestern im Museum Küppersmühle mit großer Selbstverständlichkeit, mit so viel Charme und Humor, dass es schon wieder bodenständig wirkte. Wie üblich piekfein gekleidet mit Hut und rotem Seideneinstecktuch, auffälligem Schmuck und Stock mit Silberknauf, gibt er lässig einen „Hang zur guten Klamotte zu“. Seine Auffassung, dass jeder auch eine ästhetische Verpflichtung gegenüber seinen Mitmenschen hat und ansehnliche Kleidung ein Zeichen von Respekt ist, verdient jedenfalls größere Verbreitung.

Das Museum Küppersmühle zeigt bis zum 29. Mai die Ausstellung „Kunst, die im Wege steht“ mit mehr als 80 Werken, darunter viele, die Lüpertz seit Jahren nicht gesehen hat. Die Sammlung Ströher verfüge über „den größten Bestand weltweit“ an Lüpertz-Werken, so Kurator Götz Adriani, der aus der Fülle schöpfen konnte. „Ich bin mit klopfendem Herzen hergekommen“, gab Lüpertz einen Einblick in seine Gefühlslage vor dem Wiedersehen. Und? „Ich bin hellauf begeistert.“

Einnehmen können beim Rundgang durch die Ausstellung viele Lüpertz-Eigenschaften: Die Konsequenz, mit der er seine Themen zumeist aus Kunstgeschichte und Mythologie bearbeitet; die ungeheure Kraft und Ausdauer, mit der er ein Thema beackert, wie im so noch nie gezeigten 20-teiligen fast zwölf Meter breiten Bild „Gegen Abend besetzen Störche Lüpolis“ (1977); die Vielseitigkeit des Malers, der auch Bildhauer und Holzschneider ist; sein gefallener Krieger ist vor dem Eingang aufgebaut, die Druckstöcke der Serie „Männer ohne Frauen (Parsifal)“ (1994) füllen einen ganz eigenen Raum. Schließlich ist er auch Lyriker, was die Ausstellung mit Versen an der Wand deutlich macht.

Von „Kunst als imposantem Störfaktor“ spricht Adriani – auch, weil Lüpertz Werke schafft, die als hässlich empfunden werden und oft auf heftige Ablehnung von Publikum und Kollegen stoßen. Lüpertz provoziert auf eine „laute“ Art, in seinen Werken stecken eine kühle Distanziertheit und zugleich eine überbordende Kraft, deren Zusammenspiel Gegenkräfte wecken kann.

„Eine Liebeserklärung an den Künstler“, nennt Museumsdirektor Walter Smerling die Ausstellung. Er hat über Lüpertz auch einen Film gemacht, mit dem jeder Besucher am Eingang empfangen wird. „Mit seiner umwerfenden Direktheit und Ehrlichkeit macht er sein Gegenüber mitunter sprachlos“, sagt Smerling.