Duisburg. . Der entflogene Raubvogel wurde als Fundsache auf der Polizeiwache Marxloh abgegeben. Sein erleichterter Besitzer hat ihn nun wieder.

Eine solch tierisch-verrückte Begegnung hat Volker Losemann in seiner bisherigen Dienstzeit auch noch nicht erlebt, dabei arbeitet der Polizeihauptkommissar bereits seit 42 Jahren für die Duisburger Ordnungshüter. Am Sonntag betrat ein Mann die Räume der Polizeiwache Marxloh mit einer lebendigen Fundsache in den Händen: Es war ein amerikanischer Wüstenbussard. Der gefiederte Gast war von zu Hause ausgebüxt. Akribische Ermittlungen und Kommissar Zufall halfen dabei, dass der junge Raubvogel und sein Besitzer fix wieder zueinander fanden.

„Der Finder hatte den Vogel an der Bertramstraße entdeckt. Dort saß er sichtlich erschöpft auf einer Mülltonne“, so Polizist Losemann. Weil er einen zahmen Eindruck machte, griff der Zeuge nach dem Tier und brachte es kurzerhand zur Wache Marxloh. „Er kam in den Wachraum, setzte den Vogel ab – und der ist dann ein paar Ründchen durch die Wache geflattert.“ Dann setzte der Bussard zur Landung in der Gardine an, krallte sich dort fest. „Er wirkte ein bisschen ängstlich“, erzählt Losemann.

Polizist hatte zuvor die Vermissten-Anzeige aufgenommen

Gab es zuvor einen vergleichbaren Fall? „Ich hatte schon mal ne Katze als Fundsache hier. Aber so was? Nein!“, sagte Losemann. Er alarmierte das Tierheim und die Leitstelle des Polizeipräsidiums. „Dort saß zufällig ein Kollege, der zwei Tage zuvor eine Vermisstenmeldung von einem Falkner aufgenommen hatte“, sagt Losemann.

Der Anzeigen-Aufgeber war Mirsad Kusljugic. Seit Oktober 2015 ist der 27-jährige Marxloher Falkner. „Der Vogel war drei Monate alt, als ich ihn bekam. Damals war er noch ganz wild.“ Am vergangenen Freitag war er mit seinem Bussard im Garten, um beim Freiflug dessen Muskeln zu trainieren. „Er hat eine Rabenkrähe entdeckt und verfolgt und verlor mich dann aus den Augen“, so Kusljugic. Auch auf seine Rufe habe der Ausreißer nicht reagiert. Normalerweise trägt der Vogel einen Rucksack mit einem GPS-Sender auf dem Rücken, um ihn in solchen Fällen aufzuspüren. Ausgerechnet diesmal hatte Kusljugic darauf verzichtet.

Der Raubvogel war dehydriert, ist nun aber wieder bei bester Gesundheit

Als ihn die Fund-Nachricht von der Polizei erreichte, sei er sehr erleichtert gewesen. Aus den Händen von Polizist Losemann nahm er den „verlorenen Sohn“ entgegen. „Der Vogel war etwas dehydriert, jetzt geht es ihm zum Glück wieder richtig gut“, so der Besitzer.

Zum Dank durfte Polizist Losemann den zahmen Gast auch mal streicheln: „Die Feder haben sich so weich angefühlt. Ein wirklich prächtiges und erhabenes Tier.“ Diesen besonderen Gast auf der Wache wird er nie mehr vergessen.