Zwischen dem Museum DKM am der Güntherstraße und dem Lehmbruck-Museum liegen keine fünf Minuten Fußweg. Der Bildhauer Johannes Brus hat die Häuser nun zu einer Doppel-Ausstellung veranlasst, die sehr unterschiedliche Seiten des 1942 in Gelsenkirchen geborenen Künstlers beleuchten.
Unter dem Titel „Einerlei wo außerhalb der Welt“ zeigen die Sammler Dirk Krämer und Klaus Maas in ihrem privaten Museum Brus-Skulpturen von archaischer Kraft, die sich wunderbar in die kontemplative Sammlung einfügen. Ein geisterhafter Elefantenkopf scheint auf dem Rüssel zu schweben, ein Nashorn steht mit seiner ganzen Massivität wie eine Urkraft im Raum, zwei Pferde, auch sie stabil und urwüchsig, sind außerhalb des Gebäudes platziert. Sie entdeckt man erst beim Blick aus dem letzten Ausstellungsraum. Alle Skulpturen sind betongrau, deutlich sind die Spuren der Gussformen erkennbar, denn Brus pflegt (wie Lehmbruck) den Steinguss.
Vom Fotografen Brus sind großformatige Bilder zu sehen, drei von ihnen zeigen Maharadschas, deren einstige Pracht aber die grobe Überarbeitung genommen hat. Weder sie selbst noch ihre Reichtümer sind erkennbar. So vergeht der Ruhm der Welt.
In der Glashalle des Lehmbruck-Museums zeigt die Arbeit „Probe zu: Tanzen für Brancusi“ eine ganz andere Seite von Johannes Brus. Zum ersten Mal ist seine jüngste Figurengruppe mit drei Tänzerinnen zu sehen. Wie der Künstler gestern erläuterte, sind sie von den Fotografien inspiriert, die Ursula Kaufmann von Tänzerinnen der Kompanie von Pina Bausch gemacht hat. Auch sie sind kräftig angelegt und ausdrucksstark in ihren Bewegungen.
Zwei Tänzerinnen sind aufeinander bezogen, eine dritte, dunkle, tanzt abseits von ihnen auf einem Zeichentisch. Diese Szene hat Brus mit weiteren Arbeiten etwa aus 20 Jahren wie ein Bühnenbild aufgebaut. Im Mittelpunkt steht „La Négresse blonde“ (1926) von Constantin Brancusi aus der Museumssammlung, dieser golden glänzende Kopf vom Pionier der modernen, abstrakten Skulptur. Brus hingegen ist stets figürlich geblieben, aber auch widersprüchlich, denn die farbigen Obst-und-Gemüse-Skulpturen („Gurkenparty“) platziert auf roten Tonnen, sind eher heitere Kunstbeiträge. Ironisch auch der in Plastik gehüllte „Geist“ („Nein, der die Plastikfolie kommt nicht weg, die gehört dazu“), die einfache Skizze für den „Bühnenaufbau“ und die große Frauenfigur, die mit dem wachem Blick einer Choreographin diesen „Tanz um Brancusi“ Szene beobachtet. „Diese Werke habe ich nicht mit Blick auf die Ausstellung gemacht, sondern um ihrer selbst willen“, sagt der Künstler.
Diese „offene, narrative, theatralische“ Ausstellung, so Kurator Dr. Michael Krajewski, wird wie bereits frühere Ausstellungen der Reihe „Sculpture 21st“ nachts beleuchtet. Begleitend erscheint das Buch „Johannes Brus in Duisburg“ im Kerber-Verlag (Museumspreis 30 Euro); eine Vorzugsausgabe mit Brus-Lithographie kostet 300 Euro.