Duisburg. . Die Ostasienwissenschaftler der Universität Duisburg-Essen bilden eine neue Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum. Das Ziel: die europäische Spitze.

Unter dem Dach der Universitätsallianz werden seit 2007 Forscher des Ruhrgebiets zusammengebracht. Eine neue Kooperation zwischen Experten aus Duisburg und Bochum soll das Ruhrgebiet jetzt zu einem der größten europäischen Zentren für Ostasienwissenschaften machen: Die „AREA“ (Alliance for Research on East Asia) soll den Top-Adressen Paris und London Konkurrenz machen.

Geleitet wird der Verbund von zwei Co-Direktoren. Auf Duisburger Seite ist Prof. Dr. Werner Pascha mit der Leitung betraut. Für den 58-Jährigen Volkswirt ist die ökonomisch sehr starke Region Ostasien ein wichtiger Bezugspunkt: „Viele Probleme und gesellschaftliche Herausforderungen stellen sich ähnlich“, sagt Pascha. Gleichzeitig bietet das Spannungsfeld um die japanische und koreanische Demokratie, die autoritäre Regierung Chinas und das totalitäre System Nordkoreas immer neue Ansatzpunkte für verschiedene gesellschaftswissenschaftliche Disziplinen. Im neuen Verbund sollen sie alle vertreten sein.

Duisburg forscht zu aktuellen Themen – Bochum setzt auf Kulturwissenschaft

Elf Professuren umfasst allein das Duisburger Institut, das in den 90er Jahren mit klarem sozialwissenschaftlichem Schwerpunkt begründet wurde. Vor allem Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen und Politikwissenschaftler arbeiten hier zu Ostasien und widmen sich vor allem aktuellen Themen. „Dieses Konzept wollen wir für Duisburg erhalten“, sagt Prof. Werner Pascha. „Was die Bochumer mitbringen, das ist der kulturwissenschaftliche Ansatz, den wir hier nicht haben.“ Dortige Forschungsschwerpunkte seien vor allem Geschichte, Linguistik und Religion.

Als breit aufgestellter Verbund, hofft Pascha, könnten künftig auch große Drittmittel-finanzierte Forschungsprojekte ins Ruhrgebiet geholt werden. Am begehrtesten sind internationale Förderungen. Pascha:„Das wäre das Ziel: Auf der europäischen Landkarte mitspielen.“

Transnationale Themen im gemeinsamen Fokus

Vom neuen Verbund sollen aber nicht nur Forscher, sondern auch Studenten direkt profitieren. „Die erste konkrete Projektidee ist ein Masterstudiengang zu transnationalen Fragen in Ostasien“, erläutert Pascha. Anstelle der herkömmlichen Länderstudien Japanologie, Sinologie und Koreanistik soll Ostasien als eine große Region mit gleichen ideengeschichtlichen Wurzeln betrachtet werden. Bewerben können sich Studenten, die in einem geisteswissenschaftlichen Bachelor-Studiengang bereits eine der drei Sprachen erlernt haben. Der unterricht wird an beiden Standorten stattfinden.

„Das Interessante ist, dass Studierende und Dozierende mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenkommen und dann miteinander ins Gespräch kommen“, erklärt Professor Pascha. „Wir wollen das gerne noch fortentwickeln in Richtung eines kleinen Promotionsprogramms zu diesen Fragen. Das soll eine zweite Stufe sein, über den Masterstudiengang hinaus.“

Ostasien steht vor ähnlichen gesellschaftlichen Herausforderungenn wie Europa

Zu den großen Forschungsfeldern der Ostasienwissenschaften gehören laut Prof. Dr. Werner Pascha viele gesellschaftliche Themen, die auch Deutschland bewältigen muss, etwa die Energiewende oder Prozesse der Alterung. „Das ist schon jetzt virulent in Japan. In China wird es zum Ende des nächsten Jahrzehnts ein sehr großes Thema. Die Steigerung der Alterung ist dort besonders stark, da China die Ein-Kind-Politik hat. Da kommt irgendwann der Zeitpunkt, wo ein Kind zwei Elternteile und vier Großelternteile über sich hat“, sagt Pascha. „Da China letztendlich noch ein Entwicklungs- oder Schwellenland ist, wird das eine Riesen-Herausforderung.“

Weitere Themen werden Fragen der politischen Ordnungen betreffen. „Wir erleben Probleme von wahlbasierten Systemen in Europa. In Japan ist das ähnlich“, so Pascha. Beobachtet werde zum Beispiel die Reformfähigkeit von politischen Systemen. Aber auch Diskussionen um die Rolle der Medien seien wichtig.