Duisburg.. Der Schauspieler und überragende Sprecher Rufus Beck, Tom Liwa und Giuseppe Mautone begeistern mit einer musikalischen Lesung in Ruhrort.
Aus der wahren Geschichte vom weißen Wal, der sich 1966 in den Rhein verirrt hatte, entsteht ein Bild Duisburgs in den 60er Jahren und zugleich eine poetisch-surreale Betrachtung über die Beziehung von Mensch und Natur. Dieses Kunststück schafft der Text „Der Wal und der Fluss“ von Tom Liwa und Saskia Lippold. Mit dem Schauspieler Rufus Beck haben sie für das Akzente-Projekt allerdings auch einen Sprecher gewonnen, der diesen stellenweise vertrackten, aber auch pointenreichen Text so wunderbar differenziert spricht, dass sich die Worte in lebhafte und atmosphärisch dichte Bilder verwandeln. Liwa auf der Gitarre und Giuseppe Mautone am Schlagzeug akzentuieren die Stimmungen und Stimmen.
Die Räume der zum Akzente-Festivalzentrum umgestalteten Christengemeinde an der Landwehrstraße in Ruhrort, die wieder Hafenkneipen-Charme ausstrahlen, waren bei der leider einmaligen Aufführung ausverkauft. Die Besucher erleben die Geschichte des zehnjährigen Gerd, der aus dieser Zeitung erfährt, dass Schiffer einen weißen Wal im Rhein entdeckt haben. Gerds Eltern hören „Merci, Cherie“, die Avon-Beraterin bringt Mutter Margot ihr Schätze. Man hört, schmeckt und riecht die 60er Jahre.
Gerd verfolgt das Schicksal "Moby Dicks"
Der Zehnjährige ist ein fantasievoller, wissbegieriger Junge, der unter den sadistischen Methoden seines Sportlehrers leidet. Gerd verfolgt das Schicksal „Moby Dicks“ und die Fangversuche des damaligen Zoodirektors Dr. Wolfgang Gewalt sehr gespannt. Als er seinen Vater überreden kann, mit ihm zu einer Rheinbrücke in Wesel zu fahren, von der aus man den Wal wahrscheinlich angeblich sehen könne, erreicht die Geschichte einen skurrilen Höhepunkt. Denn von der Brücke werfen die Neugierigen Äpfel, Brot und Schokolade in den Fluss, um den Wal anzulocken. Gerd weiß, dass das Blödsinn ist. Er hat im Lexikon nachgelesen, wovon sich Belugawale ernähren.
Die andere Ebene des Textes sind die Erzählungen des Wals, seine Freundschaft mit einem Hopi-Indianer, sein Leben im Meer, sein Gespräch mit den Nachkommen über die seltsame Spezies Mensch. Rufus Beck wechselt virtuos zwischen verschiedenen Menschenrollen und Wal-Raunen, -Gesängen und -Rufen im dunklen Wasser.
Am Ende steht das unsentimentales Bekenntnis des Erzählers zu Duisburg, zum MSV, zu dem, was prägt: „Du kriegst den Menschen aus der Stadt, aber nicht die Stadt aus dem Menschen.“ Warum auch?
Viel Beifall, und bei der Zugabe griff Beck auch zur Gitarre und begleitete Tom Liwa bei „Wovor hat die Welt am meisten Angst?“