Duisburg. . Umweltschützer richten mit Hilfe eines Dackdeckers neue Nistkörbe für brutwillige Störcheim Naturschutzgebiet der Walsumer Rheinaue her.

Noch sind die Weißstörche nicht zurück, aber im Naturschutzgebiet der Walsumer Rheinaue hört man den Frühling schon kommen. Zwischen den Kopfweiden, Teichen und Wiesen flattert, flötet, zwitschert, gackert und klopft es emsig. Einer der „Klopfer“ heißt Pascal Herrmanns und arbeitet für einen nahegelegenen Dachdeckerbetrieb. Er steht auf einem Gerüst neben einem alten, hölzernen Strommast und befestigt eine runde Holzunterkonstruktion von über einem Meter Durchmesser auf der Mastspitze. Auf das Holz kommt dann ein Weidenkorb – fertig ist die Einladung an ein brutwilliges Storchenpaar.

Obwohl: Ganz zufrieden ist Michael Kladny, der Storchenexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz (Bund), noch nicht. Rasch klettert er hoch, ihm folgt mit Hilfe von Seil und Rolle ein Ballen Stroh hinauf. Der Fachmann verteilt das Nistmaterial und bemüht sich dabei um einen möglichst abgewohnten Look. Störche bevorzugen bewährte Brutplätze, deshalb sind ihnen die gemachten Nester am liebsten.

Nicht jede Brut wird groß

Schon 1998, als der Versuch am Niederrhein wieder Weißstörche anzusiedeln noch in den Kinderschuhen steckte, war Herrmann Hövelmann (der Patriarch der Getränkefirma Rheinfels Quellen) als Sponsor mit von der Partie. Damit hat er nicht nachgelassen, ein neues Nest ist ihm und dem Geschäftsführer Wilhelm Josten noch immer einen Marsch über feuchte Wiesen wert. „Zu den Störchen hat doch jeder hier eine besondere Beziehung“, meint er schmunzelnd.

Kladny und Johannes Meßer vom Bund nicken. „Und jeder ist ein Experte, oder hält sich wenigstens dafür“, sagen sie. Sie hatten mit selbst ernannten Fachleuten schon ein paar unangenehme Erfahrungen. „Seit 2010 brüten hier wieder Störche, aber nicht jede Brut wird groß, das ist ganz normal“, sagt Kladny.

Jugendfeuerwehr hilft beim Beringen der Jungstörche

Bei ganz jungen Paaren reicht der Brutpflegetrieb manchmal nicht über die ganze Saison, sie hören auf zu füttern und die Jungen verhungern. „In eingesessenen Brutgebieten kämen die Jungstörche gar nicht zum Brüten, aber hier im Neuansiedlungsgebiet ist das anders“, sagt der Kenner. Futter gibt es in den Auen genug, zumal die Klapperschnäbel nicht gerade wählerisch sind. „Ich war selber dabei, wie ein Jungstorch einen halben Hasen runtergewürgt hat, den die Mähmaschine erwischt hatte. Da habe ich allerdings auch gedacht: Ich seh’ nicht richtig“, erzählt Kladny den staunenden „Hövelmännern“.

Wenn der Wind über Gibraltar günstig steht, ist im März mit den „Westziehern“ zu rechnen. Im Juni ruft Michael Kladny dann Harald Kannewischer, den Walsumer Jugendfeuerwehrwart, und seine freiwillige Truppe zur Hilfe. „Ohne die würde ich das Beringen der Jungstörche nicht schaffen. Da fällt mir ein: Ich schulde denen immer noch einen Kasten Bier“, sagt er mit leichter Verlegenheit in der Stimme.