Duisburg. . Der Einzelhandelsverband warnt vor einer Diskussion über den Güterbahnhof als Alternativstandort. Er fordert, sich auf die Foster-Planung zu besinnen.

Vom Stop der Planungen für ein Factory-Outlet-Center (FOC) im Norden kann ein positiver Impuls für den Handel, die Duisburger Innenstadt ausgehen, glaubt der Einzelhandelsverband Niederrhein. Dessen Vorstandsvorsitzender Alfred Walzer fordert die Stadt auf, nun mit dem Rückkauf der „Duisburger Freiheit“ den nächsten Schritt zu gehen, und mit dem Rückkauf des Güterbahnhof-Geländes den Bau eines Möbelhauses mit Innenstadt-relevanten Sortimenten zu verhindern.

„Wenn der Rat endlich einen Haken hinter das FOC macht, sind neue Rahmenbedingungen für den Handel geschaffen“, sagte Walzer beim Jahresgespräch des Verbandes am Freitag. „Schon die Planungen haben Probleme heraufbeschworen, deren Ausmaße völlig unterschätzt wurden. Es war ein Bremsklotz für Investitionen.“ Investoren benötigen nun verlässliche Rahmendaten, mahnt der Verband. Das gelte auch für die Duisburger Freiheit. „Kauft das Grundstück zurück für Entwicklung mit Büro- und Dienstleistungsbereichen im Sinne von Foster“, fordert Geschäftsführer Wilhelm Bommann und erinnert an das Konzept des britischen Stararchitekten. Die Einzelhändler sehen sich da auf einer Linie mit dem Planer Walter Brune, der zuletzt die Stadt auf ihre Entwicklungspotenziale hingewiesen hatte.

Mehr Verkaufsfläche pro Bürger als im Bundesdurchschnitt

Die „Lagegunst“ in der Nähe zu Düsseldorf und Flughafen nennt Alfred Walzer einmalig: Durch die Verbindung von architektonischer Qualität und Nachhaltigkeit könne dort ein „Quartier mit oberzentralem Anspruch“ entstehen. Allemal besser als ein Fachmarkt-Komplex oder gar ein Alternativstandort für das im Norden gescheiterte FOC. „Wir wollen kein Multi-Casa hoch zwei“, erinnert Bommann an die vor zehn Jahren beerdigte Center-Planung.

Der Verband verweist auf die positive Entwicklung, die Duisburgs City in der Folge genommen hatte. Der Anstieg beim Index für Einzelhandelszentralität von unter 100 auf nunmehr 102,8 belege,dass die verfügbare Kaufkraft in der Stadt verbleibe, sogar ein leichter Zufluss von außen zu verzeichnen ist. „Dennoch liegt der Index in Duisburger aber immer noch deutlich unter dem von Großstädten vergleichbarer Größe. Der Durchschnittswert liegt bei 110, Düsseldorf hat 120“, erklärt Dr. Ulrich Kleier, stellv. Vorstandsvorsitzender des Verbandes.

Obwohl auch die Kaufkraft im Vergleich geringer ist, gibt es in Duisburg mit 1,45 Quadratmetern mehr Verkaufsfläche pro Bürger als im Bundesdurchschnitt (1,46 m2) Für eine qualitative Entwicklung im Bestand plädiert deshalb Wilhelm Bommann. Handlungsbedarf sieht er etwa im Bahnhofsumfeld und dem südlichen Bereich der City wie an der Düsseldorfer Straße, wo anstelle der ehemalig Bibliothek und der Volksbank bald neue Handelsflächen entstehen sollen. Am Marientor gelte es, die Pläne für Handel, Wohnen und Parken „nun auch umzusetzen“. Interesse sieht er selbst für die Leerstände an der Münzstraße. „Aber da erreichen Sie noch nicht einmal die Eigentümer vieler Immobilien.“

Bilanz 2015: Die Mehrheit der Händler vermeldet ein Umsatzplus 

Im vergangenen Jahr haben 58,9 Prozent der Einzelhändler in Duisburg und im Kreis Wesel ein Umsatzplus verzeichnet, 11,3 Prozent der Befragten Mitglieder des Einzelhandelsverbande Niederrhein konnten ihr Vorjahresergebnis halten, während 30,8 Prozent Einbußen verzeichneten.

„Die Aussichten für 2016 sind nicht schlecht“, bewertete der stellvertretende Vorsitzende Dr. Ulrich Kleier die Stimmung. Die Gründe: Bei anhaltend niedrigen Zinsen und Energiekosten haben die Kunden mehr Geld für Konsumgüter. Profitieren könnten Einrichter, Elektroniker aber auch der Handel mit Textilien, Spiel- und Haushaltswaren.

Die positive Stimmung spiegele sich auch im Rückgang der Arbeitslosenzahlen in den verkäuferischen Berufen. Einen Rückgang um 3,5 Prozent (140 Beschäftigte) im Jahresvergleich meldete die Duisburger Arbeitsagentur. Auch die Ausbildungsbilanz ist erfreulich. „Mit 1154 neuen Ausbildungsverträgen gibt es eine neue Bestmarke im Kammerbezirk“, so Alfred Walzer, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes. In diesem Jahr beabsichtigten sie, in gleichem Umfang auszubilden, gaben 96,1 Prozent der Betriebe an.

Sorgen macht den Händlern aber die Verschlechterung in einigen Einkaufslagen. „Die Politik muss die Zentren und Stadtteilzentren stärken“, fordert Alfred Walzer. „Urbanität gibt es nicht zum Nulltarif.“

Neben zuletzt gesunkener Kaufkraft in Duisburg bliebe die wachsende Konkurrenz durch dem Internet-Handel die größte Sorge des stationären Einzelhandels. Allerdings gaben 30,8 Prozent der heimischen Händler an, auch selbst über das Netz zu verkaufen. „Wir befinden uns im größten Strukturwandel seit Einführung der Selbstbedienung“, so die Verbandsvertreter.