Duisburg. . Bahn zum RRX: Da in Duissern nur Weichen eingebaut werden, besteht keine Chance auf Schutzwände. Die sollen anders gefördert werden.

Michael Kolle ist überzeugter Bahner. Schon als kleiner Junge hat der Bauingenieur mit einer „Märklin H0“ gespielt, nun verantwortet er den Ausbau des RRX, der Köln mit Dortmund spätestens im Jahr 2025 öfter und schneller verbinden soll.

Als Kolle damals mit seiner Modelleisenbahn spielte, musste er sich um Lärmschutz keine Gedanken machen. Dieser ist nun aber der Knackpunkt. Auf Duisburger Gebiet müssen im Süden rund um den Haltepunkt Rahm neue Gleise gelegt und die Haltestelle umgebaut werden. In diesem Zusammenhang werden auch neue Lärmschutzwände aufgestellt. Hinter dem Hauptbahnhof, in Duissern, müssen hingegen „nur“ neue Weichen eingebaut werden. Aus Sicht der Bahn „alles im grünen Bereich“ – aus Sicht der Anwohner kann davon allerdings keine Rede sein. Sie fürchten, dass es noch lauter wird.

Gutachten bis Ende des Jahres

Michael Kolle gibt sich Mühe. Er wirbt für das Infrastruktur-Projekt, das für Tausende Pendler eine Verbesserung bringen soll. „Wir wollen viele neue Freunde für die Bahn finden.“ Der Experte bietet sogar an, wenn die Schallschutzgutachten im Laufe des Jahres vorliegen, zu den Kritikern nach Hause zu kommen und sich die Situation anzuschauen. „Laden Sie Ihre Freunde ein, und wir kommen ins Gespräch.“ Er klingt jetzt ein bisschen wie ein Tupperparty-Veranstalter.

Kolle hat die Rechnung ohne Wolfgang Stahl, den Vorsitzender der Siedlergemeinschaft Werthacker, gemacht. Der wird kein Freund der Bahn mehr. Stahl glaubt nicht daran, dass es für die Anwohner nicht lauter wird. „Wir sind durch die Autobahn, die Güterzüge und die jetzigen Züge genug belastet.“ Er fordert einen besserer Lärmschutz.

Kolle verweist darauf, dass für Lärmschutzwände an bestehenden Strecken das Lärmminderungsprogramm des Bundes gelte. „Da warten wir seit 30 Jahren, dass wir aus diesem Programm Geld bekommen.“ Der Bahn-Mann kann die Anwohner allerdings beruhigen. Zuletzt seien die Grenzwerte sogar heruntergesetzt worden, so dass eine Förderung wahrscheinlicher werde. Bei der nächsten Veranstaltung werde man die Kollegen, die sich mit diesem Programm auskennen, einladen.

Erste Gutachten sollen zum Jahresende vorliegen

Im Rahmen des RRX-Großprojekts sei es nur möglich, Lärmschutz zu verbessern, wenn umgebaut werde. Als Hohn empfinden die Duisserner indes, dass ausgerechnet hinter dem Bahnhof, wo kaum Anlieger sind, Wände hochgezogen werden. Sorgen machen sich die Anwohner zudem, wann die Bauarbeiten stattfinden sollen. „Wird nachts gearbeitet?“, hakt einer nach. Der Umbau solle tagsüber erfolgen, man versuche den Eingriff in den Schienenverkehr so gering wie möglich zu halten.

Corinna Ernst, selbst Duissernerin, stört sich nicht so sehr am Lärm. Sie pendelt jeden Tag nach Köln. „Ich fände es gut, wenn die Zeit der überfüllten Züge aufhören würde.“ Auch Stephan Kube hat nichts dagegen, wenn sich die Infrastruktur verbessert. Allerdings macht er sich Sorgen um den „schönen, grünen Stadtteil Duissern.“ Es dürfe eben nicht nur zu Lasten der Anrainer gehen.

Kolle betont, dass man noch am Anfang der Planung stehe und Zeit habe, Anregungen aufzunehmen. Ende des Jahres sollen die ersten Gutachten vorliegen. Bevor die Bürger Einsprüche einlegen können, wird es noch eine Information geben. Kolle ist dennoch zuversichtlich, dass der RRX nicht so ein Himmelfahrtskommando wird wie Stuttgart 21. Er glaubt: „Wir können mit vielen kleinen Maßnahmen etwas Großes bewirken.“