Hochfeld. .
„Jeder Tag war eine Herausforderung. Langweilig war der Job nie.“ 22 Jahre hat Katharina Willings die Gemeinschaftsgrundschule Brückenstraße geleitet. Sie unterrichtete Kinder, machte Lebensberatung für die ganze Familie, vernetzte sich mit anderen Trägern im Stadtteil, nur um ihren Kindern möglichst gute Start-Chancen zu bieten. Gestern hatte die engagierte Schulleiterin ihren letzten Tag. Die Kinder verabschiedeten ihre Direktorin mit einem großen Fest – und sie übergab die Leitung der Schule an ihre Nachfolgerin Katrin Agte.
Hohe Fluktuation in den Klassen
Katharina Willings ist gebürtige Duisburgerin. Sie machte ihr Abi am Johanna-Sebus-Gymnasium, dem Standort der heutigen Gesamtschule an der Falkstraße. Die Schule machte ihr Spaß, deshalb studierte sie später in Duisburg auf Lehramt. „Meine erste Stelle war in Rheinhausen. Damals waren viele türkische Kinder auf der Schule und als man mich in die Klasse führte, sagte man mir, meine vordringlichste Aufgabe sei es, für Ruhe zu sorgen“, erinnert sich die heute 63-Jährige an ihren ersten Tag als Lehrerin. In der Uni war sie darauf nicht vorbereitet worden. „Danach habe ich mit anderen jungen Lehrern und ehemaligen Kommilitonen erst einmal eine Fibel erarbeitet, in der die wichtigsten Vokabeln für den Alltag drin standen.“ Farben, Tageszeiten, „Bitte“ oder „Danke“ sollten die Kinder mit dem Buch lernen.
Katharina Willings wusste also, was sie erwartet, als sie sich in Hochfeld bewarb. 97 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund. Im Schnitt besuchen 340 Jungen und Mädchen die Schule. Ganz genau kann man das nicht sagen. „Wir haben eine hohe Fluktuation.“ Manchmal kehren Familien einfach wieder zurück und melden sich nicht ab.
Früher saßen mehr türkische Kinder in der Klasse, zuletzt waren es vor allem Bulgaren und Rumänen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Eltern ihren Kinder helfen wollen, aber das es schwierig für sie ist, ins System zu finden.“ Manchmal kochten die Emotionen bei den Erziehungsberechtigten hoch. „Aber das weiß ich zu nehmen.“ Den Schülern vermittelte sie ein Miteinander, damit sie nicht manche kulturellen Ressentiments der Eltern übernehmen.
Auch für ihr Umfeld an der Brückenstraße setzte sich die Schulleiterin ein. „Es ist eben nicht besonders schön, wenn der Müll überall rumfliegt und die Kinder spielen wollen.“ Oder wenn sich Nachbarn ein neues Auto kauften und sie dann mit herunterlassener Scheibe lautstark das neue Radio präsentieren – während die Kinder eigentlich lernen sollten. Katharina Willings sprach die Männer an. „Probleme gab’s eigentlich nie. Ich wurde immer Ernst genommen.“
Den Ruhestand, den sie zwei Jahre früher antritt, will sie gemeinsam mit ihrem Mann genießen – auch mal außerhalb der Ferien verreisen und viel Sport treiben. Sie ist froh, dass es gelungen ist, rechtzeitig die Nachfolge zu regeln. Neue Schulleiter zu finden ist nämlich gar nicht so leicht. „Ich gehe mit einem guten Gefühl, weil ich die Schule in besten Händen weiß.“