Duisburg. Wechseljahre treffen Männer wie Frauen. Hormonersatz kann helfen. Beim Duisburger Medizinforum raten Ärzte aber vom schnellen Griff zum Präparat ab.
Hormonersatztherapien in den Wechseljahren: Um diese Frage ging es vorrangig beim WAZ-Medizinforum im Bethesda-Krankenhaus am Mittwochabend. Für den Chefarzt der Frauenklinik, Hans-Joachim Muhs, ist sie – bei ärztlicher Kontrolle und genau abgestimmter Dosierung – ein gangbarer Weg, um Beschwerden zu lindern und Lebensqualität zu verbessern. Kritische Stimmen zum Hormon in Pille, Gel, Spritze oder Pflaster verhehlte der Chefarzt dabei keineswegs.
„Wie lange muss ich das noch aushalten? Mir hängt es zum Halse raus und ich schlage mich schon seit 15 Jahren damit herum“: Freimütig berichtete eine Besucherin über ihre leidgeplagten Wechseljahre und sprach vielen aus der Seele. Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Mattigkeit, Schlafstörungen, Gliederschmerzen und Gefühlsschwankungen bis hin zu schwersten Depressionen, das sind Symptome der Wechseljahre, wenn sich im zunehmenden Alter der Körper und seine Hormone umstellen – mit Folgen für „Körper, Seele und Geist“.
„Wenn die Zeit kommt, muss es einem im Alter nicht schlechter gehen“, ist die Losung von Dr. Muhs. Er registriert eine „Renaissance“ der Hormonersatztherapie, nachdem sie wegen des umstrittenen Krebsrisikos in den 90er Jahren schwer in die Kritik geraten war. Auch die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten muss berücksichtigt werden. Die Medizin beschäftigt sich zudem mit der Frage, ob Hormonzugaben nicht Krebs auslösen, aber mögliche Krebszellen schneller wachsen lassen. Warnungen auf den Beipackzetteln dazu sind lang, auch beim WAZ-Medizinforum gab es kritisch-nachdenkliche Fragen dazu.
Krankenkassen zahlen oft nicht
Und es stellt sich zugleich die geradezu philosophische Frage: „Vielleicht hat ein niedrigerer Hormonspiegel auch seinen Sinn“. Eine Besucherin gab ähnliches zu bedenken: „Wird das nicht auch hochgepuscht. Können wir die Wechseljahre nicht auch einfach annehmen?“, suchte sie nach Alternativen zur Medikamenten-Chemie.
Für den Chefarzt ist dabei wichtig, dass bei einer möglichen Hormonersatztherapie die Dosierung für die Betroffenen individuell auf die Bedürfnisse und Beschwerden zugeschnitten ist. Ganz unterschiedlich seien die Wirkungen für den Einzelnen. Hausärzte, Frauenärzte und Internisten, auch die Spezialisten der Endokrinologie können dabei helfen. Unterschiedlich auch, in welcher Darreichungsform und wie oft die Medikamente eingenommen werden.
Die Dosierungen lassen sich nach einer Hormonspiegel-Untersuchung festlegen. Sie erfolgt als Blut- oder als Speicheluntersuchung. Allerdings: Oft zahlen die Krankenkassen nicht die Kosten, die zwischen 40 und 400 Euro liegen können. Gleiches gilt für die Medikamente selbst. Kosten von vielleicht 2,50 Euro am Tag können für viele schon zu viel sein. „Es gibt auch Top-Manager, die lassen sich ihren monatlichen Cocktail 350 Euro kosten, um fitter auszusehen und fitter zu sein“, so Muhs.
Der Männlichkeit auf die Sprünge helfen
Beim Mann dreht sich in den Wechseljahren vermeintlich alles ums Testosteron. Im Alter lässt der körpereigene Botenstoff nach, also schnell der Griff zu Tablette oder Salbe, um der Männlichkeit auf die Sprünge zu helfen? Dabei: Mögliche Erektionsschwächen sind beim Mann nicht das einzige Symptom in den Wechseljahren. Testosteron ist zugleich nicht nur für die Libido zuständig, es fördert auch den Muskel- und Knochenaufbau.
Für den Chefarzt der Urologie am Hochfelder Marienhospital, Dr. Frank vom Dorp, ist der „alternde Mann“ und die Wechselwirkung mit dem Geschlechtshormon Testosteron medizinischer Alltag in Beratung und Behandlung seiner Patienten. Dabei geht es auch bei Männern oft darum, welche Risiken eine Testosteron-Zugabe für die Prostata und eine mögliche Prostata-Krebserkrankung hat. Vom Dorp warnt vor Eigentherapien und empfiehlt parallele Kontrollen der Prostata mit Tastuntersuchung und PSA-Tests. Aber selbst bei Prostata-Krebs kann eine vom Urologen begleitete Hormonersatztherapie sinn- und hilfreich sein. Freilich: Bei Herzproblemen ist auch der Kardiologe gefragt. Und dies: „Wichtig ist einfach, das man vernünftig lebt“, hat der Urologe gesundes Leben mit Sport und guter Ernährung beim „alternden Mann“ im Blick.