Duissern. . Grundbesitzer machen von ihrem neuen Recht Gebrauch und greifen zur Kettensäge – sehr zum Ärger einiger Baumfreunde. Beschwerden bei der Stadt

Nachdem die Stadt im November beschlossen hat, das Abholzen von Bäumen auf Privatgrundstücken ohne Genehmigung zu ermöglichen, kreisen mancherorts im Stadtgebiet die Sägen. Was Gartenbesitzer mit mitunter unfreiwillig zu groß gewordenen Bäumen auf zu kleinen Parzellen nun oft aufatmen lässt, missfällt Baumfreunden, die fürchten, die Stadt könne bald weniger grün sein. Vor allem in Duissern regt sich Widerstand.

Die Stadt bestätigt auf Nachfrage dieser Zeitung, dass es Beschwerden gegeben hat, seit der Rat mit Mehrheit von CDU und SPD die Baumschutzsatzung gefällt hat. Dennoch hält man an der getroffenen Entscheidung fest: „Mit dieser neu gewonnen Gestaltungsfreiheit geht unserer Ansicht nach zugleich auch eine erhöhte Eigenverantwortung für Grundbesitzer einher“, sagt ein Stadtsprecher. Da die Baumschutzsatzung erst seit kurzem abgeschafft ist, sei es noch zu früh für ein Zwischenfazit. Zahlen zu privaten Baumfällungen gibt es nicht. Zugleich: Der Stadt entgehen ab jetzt Baumersatz-Ausgleichszahlungen von rund 250 0000 Euro im Jahr.

Helga Leitlauf und ihre Nachbarinnen Lore Kehnen und Edith Rade ärgern sich, dass Bäume nicht mehr geschützt sind. Die Duisserner lieben „ihren“ grünen Stadtteil, haben jedoch Angst, dass er bald einem Kahlschlag zum Opfer fallen könnte. „Viele Grundbesitzer habe doch nur darauf gewartet, dass sie die Bäume endlich fällen dürfen“, ist sich Leitlauf sicher. In der Nachbarschaft wurden bereits die ersten Bäume gefällt. „Ich bin hier immer gerne spazieren gegangen und genieße immer den Blick aus meinem Fenster. Wenn hier aber bald alles kahl ist, würde mir das in der Seele weh tun“, sagt sie.

Einer ihrer Nachbarn, der bereits einen Baum hat fällen lassen, verweist dagegen darauf, dass der Baum morsch und so längst eine Gefahr gewesen sei. Er gibt zu bedenken: „Bäume müssen auch ihren passenden Platz haben. In der Vergangenheit war es doch oft erst die strikte Baumschutzsatzung, die zu den Problemen führte, weil die Bäume zu groß wurden.“ Oft sei bei ihm Totholz auf den Sitzplatz gestürzt.

Für Leitlauf zählt das Argument nicht: „Es gibt so viele schöne alte Bäume, sie sind sicher nicht alle morsch. Und selbst wenn – dann muss man dafür sorgen, dass ein neuer Baum gepflanzt wird“. Sie fürchtet, dass sich andere Grundbesitzer von den ersten ­Fällungen in der Gegend inspirieren lassen und Duissern so nach und nach kahl wird. „Die Stadt verliert doch den Überblick“, sagt Leitlauf.