Der schmale Jüngling hinter dem mit schwergewichtigen Atlanten beladenen Kartentisch ist von Kopf bis Fuß in Schwarz gewandet. Auf dem Kopf trägt er ein Barett mit drei Pfauenfedern. Die Besucher des Mercatorraums in der Cubus-Kunsthalle begegnen Johannes Corputius, Lehrling und Hausgenosse Mercators. Durch seinen maßstabgetreuen Plan der Duisburger Altstadt von 1566 kann man heute noch viel über die Stadt vor 450 Jahren erfahren.
Geschichtsstudent Jonas Krüning ist für das Kultur- und Stadthistorische Museum schon öfter in die Rolle geschlüpft, am Sonntag hielt er einen Vortrag über die Entstehung des Corputius-Plans. Und manches mutet überraschend modern an. Die Stadt hätte den Originalplan damals gerne erworben, hatte aber nur Geld für die Rahmung und konnte sich den Plan selbst am Ende gar nicht leisten. Die vier Kupferdruckplatten blieben im Besitz der Familie und sind heute genauso verschollen wie der kolorierte Druck, von dem man die Farben des Duisburg-Wappens kennt. Der ging um 1945 in Breslau verloren, aber es gibt eine Kopie, auf der man an den Farben erkennen kann, welche Häuser damals ein teures Schieferdach besaßen und welche ein einfacheres Ziegeldach.
Seine exakten Messungen hat Corputius vom Turm der Salvatorkirche, der Marienkirche und einem der Stadtmauertürme aus gemacht. Er hat seinen Plan nach Süden ausgerichtet. Jonas Krüning äußert die Vermutung, dass die Salvatorkirche für diese Entscheidung ausschlaggebend gewesen sein könnte. Auf dem „gesüdeten“ Plan zeigt sich die Kirche dem Betrachter von vorne, also mit ihrer Schokoladenseite. Hinter ihr ordnen sich in einer gefälligen Ansicht die Straßen der Stadt. Der sanfte Bogen der Beekstraße, der einem alten Flusslauf folgt, verläuft heute noch genauso.
Anderes soll irgendwann wieder so werden, wie es einmal war. Etwa das Mercator-Haus auf der Oberstraße. Geplant ist die Rekonstruktion schon im Detail bis hin zu dem Kaminzimmer, in dem die jetzt gesammelten Atlanten dann ihren Platz finden könnten. Klaus Becker vom Vorstand der Bürgerstiftung ist zuversichtlich: „Wir schaffen das doch bestimmt noch zu meinen Lebzeiten, schließlich haben wir inzwischen schon 4500 Euro an Spenden gesammelt“, sagte er mit einem Augenzwinkern.