Duisburg. Der Stieglitz ist für den Naturschutzbund (Nabu) der Vogel des Jahres 2016. Der Bestand ist bundesweit rückläufig, in Duisburg aber konstant.

Er ist schon ein kunterbunter Geselle, dieser Stieglitz. Seine rote Gesichtsmaske ist ebenso auffällig wie das schwarz-gelbe Federkleid, der hellbraune Rücken oder der schneeweiße Bauch. Gerade deshalb ist er auch für all jene leicht zu identifizieren, die sich nicht so gut mit den heimischen Vogelarten auskennen. Nun hat der Naturschutzbund (Nabu) den Stieglitz, der auch Distelfink genannt wird, zum Vogel des Jahres 2016 gekürt – das aber nicht wegen seiner üppigen Farbpracht, sondern weil sein Bestand bundesweit rückläufig ist. Nur in NRW und hier im Ruhrgebiet sei die Zahl der Exemplare stabil geblieben, so Nabu-Mann Jürgen Hinke.

„Hier in Duisburg ist der Stieglitz noch eine weit verbreitete Vogelart. Wir haben hier in den letzten Jahren konstant zwischen 300 und 400 Brutpaare gezählt“, erklärte Hinke gestern Vormittag beim Rundgang durch den Botanischen Garten an der Schweizer Straße in Duissern. In NRW seien es etwa 40.000 Brutpaare gewesen, in ganz Deutschland rund 400.000.

Der Stieglitz ist der Veganer unter den Vögeln

Der Stieglitz ernährt sich fast ausschließlich von Samen und Früchten. „Er ist quasi der Veganer unter den Vögeln“, sagt Hinke und schmunzelt. Einzige Ausnahme: Wenn es um die Sättigung des hungrigen Nachwuchses geht, stehen ab und an auch kleinere Insekten wie Blattläuse auf dem Speiseplan. Damit der Stieglitz auch im Winter genügend Nahrung findet, benötigt er laut Nabu-Mann Hinke ausreichend Brachflächen mit Wildpflanzen. Diese findet der Stieglitz in Duisburg etwa im Meidericher Landschaftspark Nord oder in Teilen des Innenhafens. Wichtig sei zudem ein alter Baumbestand, weil der Stieglitz seine Nester gern in luftigen Höhen baut. Deshalb sei im Botanischen Garten in Duissern auch so manches Exemplar anzutreffen.

Der Stieglitz sei oft in größeren Gruppen unterwegs, weiß Hinke: „Das ist kein Einzelgänger, sondern ein Teamspieler.“ Diese Vögel bilden Trupps und ziehen gemeinsam los auf Nahrungssuche. Auch brüten gern mehrere Paare auf ein und demselben Baum.

Nabu will mit Sonderaktion dem Stieglitz helfen

Um den Stieglitz zu helfen und gleichzeitig auf die immer weiter um sich greifende Versiegelung der Böden hinzuweisen, hat sich der Nabu eine besondere Aktion ausgedacht. Sie trägt den Titel „Bunte Meter für Deutschland“. Dabei sollen alle Teilnehmer etwa einen kleinen Teil ihres Gartens in eine Wildpflanzenwiese verwandeln. „Es könnten aber auch Schulen oder Sportvereine mitmachen, die einen Teil des Pausenhofes oder Sportplatzes entsiegeln und dort dann Wildblumen einsäen“, sagt Hinke.

Und jeder einzelne Meter zählt: Denn jede neue „Wild-Fläche“ kann beim Nabu gemeldet werden. Bundesweit sind bis jetzt bereits über 50.000 Meter zusammengekommen – rund 4700 davon in NRW.

Auch die Stadt Duisburg könne mitmachen, so Hinke. Im Botanischen Garten Duissern ist schon jetzt ein Naturgarten zu finden, der vom gleichnamigen Verein sowie einer VHS-Gruppe gehegt und gepflegt wird. „Direkt daneben gab es früher eine Wildblumenwiese, jetzt ist es nur noch eine Rasenfläche“, sagt Hinke. Es sei im Interesse vieler Tierarten, wieder verstärkt solche Wildflächen zu entwickeln. Auch der Stieglitz würde sich freuen.

Nabu lädt am Wochenende wieder zur „Stunde der Wintervögel“

„Die Stunde der Wintervögel“ lädt am Wochenende wieder alle Natur- und Tierfreunde zum Mitmachen ein. Diese Zählaktion, die vom Naturschutzbund (Nabu) und dem Landesbund für Vogelschutz federführend organisiert wird, steigt bundesweit bereits zum sechsten Mal. Auch in Duisburg beteiligen sich Jahr für Jahr mehr Mitzähler. In 2015 waren es laut Jürgen Hinke, Vorsitzender des hiesigen Nabu-Stadtverbandes, rund 130.

Zwischen dem 8. und 10. Januar sollen alle Teilnehmer wieder für eine Stunde die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zählen und ihr Zählresultat dann beim Nabu melden. Das ist entweder im Internet (www.stundederwintervoegel.de) oder postalisch (Nabu, Stunde der Wintervögel, 10469 Berlin) möglich. Am 9. und 10. Januar ist zudem eine kostenlose Telefon-Hotline geschaltet, die von 10 bis 18 Uhr erreichbar ist:  0800/11 57 115. Eine Smartphone-App zum Herunterladen mit zahlreichen Abbildungen der Vogelarten gibt es unter www.nabu.de/vogelfuehrer.de. Einsendeschluss: 18. Januar.

Im Vorjahr zählten bundesweit 77.000 Vogelfreunde mit

Neben den Standvögeln, die das ganze Jahr über zu beobachten sind, gesellen sich derzeit viele Gastvögel hinzu, die im Winter aus kälteren Regionen im Norden und Osten nach Mitteleuropa ziehen. Bei Nahrungsengpässen tauchen in manchen Wintern in riesiger Zahl auch Invasionsvögel wie Seidenschwanz, Erlenzeisig oder Bergfink auf.

Rund 77.000 Aktive zählten im Vorjahr mit. Es dürfen aber gerne noch mehr werden, so die Nabu-Verantwortlichen. Denn je größer die Teilnehmerzahl ist, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse.