Eigentlich gehört das Neujahrskonzert der Duisburger Philharmoniker zu den festen Terminen des Generalmusikdirektors. Da Giordano Bellincampi sich aber beruflich nach Neuseeland orientiert und seinen Vertrag 2017 auslaufen lässt, lag die Leitung des Neujahrskonzerts 2016 in den Händen des Finnen Ari Rasilainen, der sich an diesem Abend als stilistischer Alleskönner und großes Showtalent präsentierte, so dass man ihn durchaus als einen heißen Kandidaten für die Bellincampi-Nachfolge einstufen kann.

Mit einer auf Hochglanz polierten „Fledermaus“-Ouvertüre beginnt der Abend in den klassischen Gefilden eines Wiener Neujahrskonzertes. Ari Rasilainens erste Moderation lässt auch einen rhetorisch spritzigen Abend erwarten. Mit knappen Worten und trockenem Humor stellt sich Rasilainen vor, kündigt die Strauß-Polka „Bahn frei“ an, wobei Moderation und Musik fließend ineinander übergehen.

Dieses Tempo und Niveau hält Rasilainen dann aber nicht durch. Andere Ansagen sind weniger pointiert, und das Konzert für Trompete und Orchester Nr. 1 Es-Dur wird gar nicht erst angesagt. Folkwang-Professorin Laura Vukobratovic wirkt im ersten Satz verkrampft, im Adagio hat sie Probleme mit der Intonation und erst im finalen Allegro hat sie sich frei gespielt.

Mit virtuoser Lässigkeit

Klarinettist Andreas Reinhardt von den Duisburger Philharmonikern ist da ein ganz anderes Kaliber: Erst darf er ausführlich von seiner Begeisterung für den Swing erzählen, musiziert dann mit virtuoser Lässigkeit das Klarinetten-Konzert von Artie Shaw, wobei diverse Solisten aus den Reihen der Philharmoniker noch ein Solo hinlegen. Bei so viel Jubel, wie da über Andreas Reinhard hereinbricht, kann er gar nicht anders, als noch eine Zugabe hinterher zu schieben.

Ari Rasilainen zeigt, dass er sich sowohl im Barock als auch bei der Strauß-Familie als auch im Musical zu Hause fühlt. In der Ouvertüre zu „South Pacific“ huldigt das Orchester der Show- und Glitzerwelt des Broadway, die Auszüge aus Andrew Lloyd Webbers Musical „Das Phantom der Oper“ werden im opulenten philharmonischen Gewand ausgebreitet.

Der zweite Teil des Abends gerät mit neun meist skandinavischen Stücken recht kleinteilig. Obwohl die „Fest-Polonaise“ von Johan Svendsen und der „Champagner-Galopp“ von Hans Christian Lumbye spritzige Gute-Laune-Stücke sind, hätte der Abend hier noch eine Straffung vertragen können.

Zum Finale des Abends entpuppt sich Ari Rasilainen noch als Tausendsassa und Showtalent: Nachdem das Orchester zwei entspannte Tangos von Astor Piazzolla gespielt hat, kündigt er zwei finnische Tangos an: Beim Tango „Silbermond“ macht das Publikum große Augen, denn Rasilainen legt das Mikrofon nach der Moderation nicht beiseite, sondern singt auch noch mit vollem Schlagerbariton.

Der Saal steht Kopf, doch Rasilainen legt noch einen drauf, schmettert „My Way“, und als Zugabe röhrt er dann auch noch „Delilah“ von Tom Jones. Wann hat man so etwas schon von einem Dirigenten der Duisburger Philharmoniker erlebt? Damit sind Rasilainens Talente aber immer noch nicht erschöpft: Bei einer Geigerin leiht er sich das Instrument aus und fiedelt im Duett mit Konzertmeister Siegfried Rivinius eine jazzige Version des Doppelkonzertes von Johann Sebastian Bach.

Das Publikum ist außer Rand und Band und beim Hinausgehen und an den Garderoben hört man von vielen Konzertbesuchern: „Den bräuchten wir als GMD!“