Duisburg. Der 34-Jährige, der den Koffer in Duisburg angekettet und so einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst hatte, hat sich nicht strafbar gemacht.

Ein herrenloser Koffer, der an einem Baum angebunden war, hatte am Dienstag in Duisburg zu einem Großeinsatz der Polizei geführt. Der Besitzer des Koffers meldete sich noch am Abend bei den Ermittlern. Der 34-Jährige wollte den Koffer nicht in ein Einkaufszentrum mitnehmen, erklärte er auf der Wache. "Strafbar hat er sich damit nicht gemacht", sagt Ramon van der Maat, Pressesprecher der Duisburger Polizei.

Etwa drei Stunden dauerte der Einsatz in der Duisburger Innenstadt. 100 Beamte waren im Einsatz, um den Weihnachtsmarkt auf der Königstraße, das Forum und die anliegenden Geschäfte zu räumen. Die Kosten für den Einsatz will die Polizei nicht genau beziffern.

Koffer-Abstellen ist nicht verboten

Die Frage nach den Kosten führe ohnehin zur falschen Diskussion, findet der Polizeisprecher. Er denkt dabei auch an die Menschen, die verdächtige Beobachtungen melden, die sich dann womöglich als falscher Alarm entpuppen. "Niemand soll Bedenken haben sich bei uns zu melden, nur weil er Angst hat, später die Kosten tragen zu müssen", sagt van der Maat.

Für den Einsatz am Dienstag muss auch der Kofferbesitzer laut van der Maat in jedem Fall nicht aufkommen. "Es ist nicht verboten, seinen Koffer irgendwo anzuketten", sagt er. "Wegen der Anschläge in Paris lässt man zurzeit bei so etwas auch einfach mehr Vorsicht walten."

Gelitten haben unter der Evakuierung der Einkaufsmeile vor allem die Marktstandbesitzer und anliegenden Einzelhändler, die zwei Tage vor Weihnachten ihre Geschäfte schließen mussten. "Wenn die Händler drei bis vier Stunden nicht verkaufen können, tut das natürlich weh", sagt Wilhelm Bommann vom Einzelhandel- und Dienstleistungsverband Niederrhein.

Weiterer Vorfall am Sonnenwall

Der Vorfall auf der Königstraße war am Dienstag nicht der einzige mit einem herrenlosen Koffer. Ein Duisburger Bürger berichtete auf Facebook von einem ähnlichen Fall am Sonnenwall. Vor dem Haus Nr. 19 fanden Anwohner und anliegende Händler gegen 9.30 Uhr einen schwarzen Koffer, der mit einem gelben Fahrradschloss angekettet war. Sie riefen die Polizei.

Die Streifenpolizisten trafen am Sonnenwall jedoch eine andere Entscheidung als abends auf dem Weihnachtsmarkt. Laut der Schilderungen des Anwohners öffneten sie vorsichtig den Koffer, befanden ihn als ungefährlich und ließen ihn vor Ort stehen. Der Bitte, den Koffer mitzunehmen, kamen die Polizisten nicht nach. Der Duisburger fühlt sich mit Blick auf den abendlichen Großeinsatz in der Stadtmitte als Bürger zweiter Wahl, schreibt er weiter.

Auf Nachfrage bestätigte die Duisburger Polizei den Vorfall am Sonnenwall. Jedoch sieht Polizeisprecher Joachim Wawrzeniewski kein Fehlverhalten der Beamten vor Ort. "Jeder Fall muss und wird einzeln bewertet", erklärt er. "Verschiedene Faktoren entscheiden darüber, ob ein Gegenstand als verdächtig eingestuft wird. Mit entscheidend sind vor allem Ort und Zeit."

Ein herrenloser Koffer an einem Flughafen, Hauptbahnhof oder eben abends bei viel Betrieb auf einem Weihnachtsmarkt würde eher als potenzielle Gefährdung eingestuft, als an weniger belebten Orten. "Die Streife vor Ort, die Einsatzleitstelle und der Dienstgruppenleiter entscheiden so etwas gemeinsam. Keine Situation ist wie die andere im Polizeialltag."

Laut Schilderungen des Anwohners wurde der Koffer etwa eine Stunde nach dem Einsatz von einem jungen Mann mitgenommen. (we)