Duisburg.. Rund 1100 Brände mit 23 Verstorbenen: Neben der Statistikpräsentation erinnert die Duisburger Feuerwehr auch an manch kuriosen Einsatz.
Diesen Abend im April wird Oliver Tittmann noch lange in Erinnerung behalten. Denn als der Feuerwehr-Chef und die übrigen Rettungskräfte am Einsatzort auf dem Rheindeich in Homberg eintrafen, sahen sie zu ihrer Verblüffung einen Reisebus aus Dänemark, der sich bei einem Wendemanöver verfranst hatte und nun zur Hälfte (darunter die hinteren Achsen) hilflos in der Luft hing. „Ich habe über das Handy im Internet nach einer dänischen Übersetzungshilfe geschaut, um mich mit den Betroffenen verständigen zu können.“ Eine Lehrkraft der gestrandeten Schülergruppe nahm ihn beiseite und sagte lächelnd: „Danke, aber wir können auch gern auf Deutsch reden.“
Über diese Anekdote können der Feuerwehr-Chef und sein Stellvertreter Jörg Helmrich noch immer schmunzeln. Am Donnerstag stellten beide in der Hauptwache an der Wintgensstraße in Duissern eine vorläufige Bilanz fürs Jahr 2015 vor. Die größte Auffälligkeit: Die Zahl der Rettungsdiensteinsätze hat sich erhöht: von 70.682 in 2014 auf nunmehr über 76.000. Die genaue Anzahl steht nicht fest, weil das Kalenderjahr noch läuft.
Dänische Bus-Reisegruppe gerettet
„In den Jahren 2006/07 hatten wir noch rund 55.000 Rettungsdiensteinsätze“, erklärte Helmrich. Gründe für diesen rasanten Anstieg bis heute gebe es viele: „Durch mehr Krankenhausverbünde gibt es nun viel mehr Krankentransportfahrten zwischen den Häusern. Zudem stellen wir fest, dass immer mehr Bürger sehr niederschwellig den Rettungsdienst alarmieren.“ Soll heißen: Selbst bei medizinischen Kleinigkeiten werden die Retter gerufen.
Etwa 2000 Anrufe erreichen die Leitstelle der Feuerwehr pro Tag. Einsätze zur Brandbekämpfung und Hilfeleistung gab es in 2015 über 5000, nach 4767 im Vorjahr. Ein Feuer galt es in rund 1100 Fällen zu löschen. 23 Menschen kamen ums Leben, es gab aber auch 310 Gerettete und Verletzte. Fünf Feuerwehrleute erlitten im Einsatz Verletzungen. Dass in der bevorstehenden Weihnachtszeit noch zahlreiche Brandfälle hinzukommen, bezweifelt Feuerwehr-Chef Tittmann: „Der brennende Adventskranz oder Tannenbaum tritt zum Glück immer seltener auf. Die Leute passen offensichtlich besser auf.“ In den vergangenen Jahren seien es stets höchstens fünf bis zehn solcher Fälle gewesen.
Dank der Dezernentin an die Freiwillige Feuerwehr
Dr. Daniela Lesmeister, die für die Feuerwehr zuständige Dezernentin für Sicherheit und Recht, dankte noch einmal ausdrücklich den Kräften der Freiwilligen Feuerwehr für ihr Engagement in der Flüchtlingshilfe. Die Glückauf-Halle in Hochheide und die Anne-Frank-Schule in Röttgersbach wurden nicht nur für die Asylbewerber bewohnbar gemacht, zudem leisteten die Kräfte auch noch 500 Stunden Brandsicherheitswache – und das alles ehrenamtlich. „Dank aber auch an die Familien und die Arbeitgeber dieser Helfer, dass sie dieses Engagement mitgetragen haben“, so Lesmeister.
Die Dezernentin betonte noch einmal, dass die ausstehenden Gebühren für Krankentransporte in Höhe von 14,6 Millionen Euro inzwischen nahezu komplett beglichen wurden. Die Bearbeitung, so Lesmeister, verbleibe auch in Zukunft bei ihrer Stabsstelle. Sieben Mitarbeiter hatten sich um die Abarbeitung des Berges gekümmert.
Tittmann und Helmrich erinnerten zudem an einige spektakuläre Fälle des Jahres – etwa den Großbrand einer Lagerhalle am 31. Januar in Hochemmerich, durch den Asbest freigesetzt wurde und weite Teile der umliegenden Nachbarschaft verschmutzte. 270 Einsatzkräfte in der Spitze waren über Wochen gebunden. Das von einer Klettergruppe auf einer Fußgängerbrücke im Eisenbahnhafen befestigte Sofa durfte nicht fehlen. Und natürlich besagter dänischer Reisebus. Wie diese Sache ausgegangen ist? „Wir haben die Gruppe über Nacht in der Homberger Wache betreut und versorgt“, so Tittmann. Einen Ersatzbus brachte die Dänen am nächsten Tag heim.
Ein Ausblick der Feuerwehr-Chefs ins Jahr 2016
Die Feuerwehr-Chefs Tittmann und Helmrich wagten einen Ausblick auf 2016. „Wir sind personell auf einem guten Weg“, sagte Tittmann mit Blick auf den Brandschutzbedarfsplan. Zum 1. April 2016 wird die erforderliche Kräftezahl erreicht. Derzeit sind laut Helmrich 525 Mitarbeiter bei der Berufsfeuerwehr und 866 bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Pro 24-Stunden-Schicht gibt es bis zu 220 Einsätze.
An der Neuen Krefelder Straße beginnen die Bauerarbeiten der neuen Feuerwache 6 (Rheinhausen), die bisher an der Friedrich-Ebert-Straße ihren Sitz hat. Der Einzug ins neue Gebäude soll im ersten Quartal 2017 erfolgen. An den Wachen Walsum, Buchholz und Hamborn werden zudem neue Sportplätze errichtet. Ihren 112. Geburtstag will die Duisburger Feuerwehr im Juni 2016 mit einem Tag der offenen Tür feiern.