Duisburger Stahlarbeiter bereiten sich auf eine Groß-Demonstration im Frühjahr vor, ob in Brüssel oder Berlin steht noch nicht fest. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die europäische Klimapolitik die europäischen Stahlstandort existenziell gefährden könnte.

„Die Maschinerie läuft an“, erläuterte gestern Tekin Nasikkol, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Thyssen-Krupp Steel in Hamborn/ Beeckerwerth, den Zeitplan der IG Metall. Ab Februar würden die Belegschaften in den Pausen von den Vertrauensleuten der Gewerkschaft informiert, und im Frühjahr sei dann mit Aktionen von „größeren Massen“ zu rechnen: „Da werden keine 200 Betriebsräte reichen.“

Ziel ist ein bisschen Nachhilfe für die Politiker in Sachen Stahlerzeugung. Denn der Branche drohen erhebliche Kostenbelastungen, weil CO2-Zertifikate gekauft werden müssen, die immer teurer werden für die Unternehmen. Dabei seien die Emissionen, etwa von Stahlwerken in China, bis zu doppelt so hoch wie bei den modernen deutschen Standorten, eine weitere Minderung, so Nasikkol, „technisch gar nicht mehr möglich“.

Gleichwohl, ergänzte TKS-Betriebsratschef Günter Back am Rande der gestrigen Betriebsversammlung, arbeite Thyssen-Krupp an technischen Verfahren, Kohlendioxid zu chemischen Grundstoffen zu verarbeiten. Dafür brauche man aber Zeit, und die Forschungen seien sehr teuer. Back: „Das Geld muss erstmal verdient werden.“ Was angesichts einer Schwemme von billigen Stahl aus China aber nicht gerade leichter werden. Auf diese Mehrfach-Gefährdung der europäischen Stahlstandorte sollen die Politiker in Brüssel und Berlin durch die geplante Groß-Veranstaltung aufmerksam gemacht werden.

In Duisburg mit seinen mehr als 20 000 Stahlarbeitsplätzen sei die Unsicherheit bereits spürbar, erklärte Back. Bei HKM im Süden der Stadt werde bereits mit der Neuzustellung eines Hochofens gezögert wegen der unkalkulierbaren politischen Rahmenbedingungen, und auch bei Thyssen-Krupp wolle man die Modernisierung eines der Großhochöfen verschieben. Ein Ende der Stahlproduktion in Deutschland wäre für den Stahlstandort Nr. 1, Duisburg, „ein Fiasko“, warnt Back: „Die Bedrohung ist real!“

Investiert wird dennoch, und zwar rund 90 Mio Euro in Kürze am Standort Beeckerwerth, wo ein neuer Pfannenofen im Zusammenspiel mit einer schon bestehenden modernen Stranggussanlage höchste Qualität garantieren soll.

Kurzarbeit ist zumindest bei Thyssen-Krupp Steel derzeit kein Thema, für die Beschäftigten gibt es sogar noch eine Sonderzahlung zum Jahresende von mindestens 333 Euro. Sorge bereitet den Betriebsräten, dass das Unternehmen noch zögert mit der Übernahmezusage für die rund 300 Azubis des Jahrgangs 2012: „Wir brauchen diese Leute vor Ort“, mahnte Back.