Während sich Christen dieser Tage an den Kerzen auf dem Adventskranz, am Weihnachtsbaum oder zumindest am glühenden Heizpilz auf dem Weihnachtsmarkt erfreuen, zünden Juden seit gestern jeden Tag eine Chanukka-Kerze mehr, bis am 14. Dezember acht Kerzen brennen. Damit wird der Wiedereinweihung des Zweiten Tempels in Jerusalem gedacht. Erstmals lädt zu Jüdische Gemeinde Duisburg in diesem Jahr zum öffentlichen Entzünden der Kerzen, am Mittwochabend um 19.30 Uhr vor dem Theater.
„Es ist ein Zeichen der Öffnung“, sagt Alexander Drehmann. „Das klingt wie eine Phrase, aber es ist so“, betont der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde. Die hat nicht nur Mitglieder in Duisburg, sondern auch in Mülheim und Oberhausen. In Mülheim hat das öffentliche Entzünden der Kerzen zu Chanukka bereits Tradition, der Oberbürgermeister schaut vorbei, auch nichtjüdische Bürgerinnen und Bürger kommen. Diese Normalität soll auch in Duisburg entstehen.
Doch das ist nach den Anschlägen in Paris, nach den Toten in Israel durch Messerattacken auf offener Straße, nach den Polizeieinsätzen in Brüssel nur schwer zu erreichen. „Es herrscht eine Verunsicherung“, erklärt Drehmann. Die ersten Musiker, die er zum Kerzenzünden nach Duisburg eingeladen hatte, sagten ab. „In der Gemeinde hätten sie gespielt, draußen nicht.“ Doch man wolle sich bewusst nicht verstecken. Dabei erfahre man auch Unterstützung durch die Stadt, der Oberbürgermeister hat sich zum Beispiel für Mittwoch angekündigt. Drehmann hofft, dass auch in Duisburg das Entzünden der Chanukkia eine Tradition wird – auch wenn sie nun mit ambivalenten Gefühlen beginne.