Duisburg. . Joachim Hopp stand zu Beginn seiner Karriere als Fußballer beim MSV Duisburg noch am Hochofen. 23 Jahre später schaut er wieder bei Thyssen vorbei.

„Morgen Hopp!“, schallt es über den Flur im Besucherzentrum von Thyssen-Krupp. „Herr Hopp...“, korrigiert sich die Mitarbeiterin dann leiser selbst. Als hätte ihn die Anrede gestört. Hopp geht klar, Hoppi auch, und dann wird alles weggeduzt. Er kennt die meisten hier ja eh noch. Joachim Hopp kehrt für ein paar Stunden zurück an seinen Arbeitsplatz, der zu seinem Nimbus als Fußball-Malocher beigetragen hat. Der ehemalige Profi des MSV Duisburg stellt sich noch mal an den Hochofen.

Auch interessant

Eine schöne Gelegenheit ist das, um die behelmten Köpfe mit Thyssen-Krupp-Logo in die Kameras zu halten, und Hopps neuer Arbeitgeber, Verkehrstechnik Ripkens, bleibt auch nicht unerwähnt. Deshalb ist 49-Jährige aber nicht hier. Das nimmt man ihm ab. „Ich war damals Schicht 112, gibt’s die noch? Wenn ich früh hatte, hat Ali mich abgelöst“, erzählt er und meint Ali Güzel, heute Betriebsrat. Bis 1992 arbeitete Joachim Hopp bei Thyssen, „das klingt jetzt Banane, aber für mich war es Entspannung“, sagt er. „Ich weiß noch, dass wir mal in der Woche in Bremen gespielt haben“, 1991, „wir kamen weit nach Mitternacht nach Hause, danach Frühschicht. Da war ich noch voller Adrenalin, aber auf der Arbeit konnte ich runterfahren“, erklärt Hopp. Trainer Ewald Lienen hat ihm dann gesagt, dass er sich auf den Fußball konzentrieren sollte, um alles aus sich herausholen zu können. 1993 unterschrieb Hopp seinen ersten Profivertrag.

„Ich hab’ mitten in der Schicht ausgestempelt“

Dass er überhaupt so lange als Wassermann, der für die Kühlung des Hochofens verantwortlich ist, arbeiten konnte, verdankt der ehemalige Verteidiger auch den damaligen Kollegen. „Ich hab’ mitten in der Schicht ausgestempelt. Aber die Leute wussten, dass ich mich nicht einfach verpisse. Wenn ich da war, habe ich auch meine Arbeit gemacht.“ Bevor Joachim Hopp zum MSV ging, spielte er bei Ruhrort-Laar. „Da bin ich sonntags nach dem Spiel noch zur Mittagsschicht und hab’ die vier Stunden mitgenommen, gab ja Zulage“, sagt Hopp und lacht sich schlapp. „100 Mark vom Präsidenten bekommen, dann zur Schicht, aber da habe ich auch ab und zu ein Blech Kuchen mitgebracht.“

Auch interessant

Auf dem Werksgelände kennt sich Hopp immer noch aus, staunt über die Veränderungen, plaudert mit Jörg Horvath, der ihn angelernt hat. „Und da, an dem Hochofen habe ich gearbeitet“, ruft er plötzlich. Mal wieder hält er die kleine Gruppe auf, die über das Gelände geführt wird. Jeden in seiner Reichweite dreht er um, zeigt mit dem Finger und sagt: „Hochofen 9, da stand ich.“

Hoppi, der Verfahrensmechaniker

Anschauen kann er sich nun aber Hochofen 8. „Hoppi“, jubelt ein Arbeiter und fällt ihm in die Arme. Yüksel Kilic ist viel zu jung, um ein Arbeitskollege zu sein. „Ich hab’ unter Hoppi bei Hamborn gespielt, Ali war sportlicher Leiter“, erzählt der 29-Jährige. „Jetzt bin ich im zweiten Lehrjahr auf der Hütte, Verfahrensmechaniker. Das haben Hoppi und Ali auch gelernt.“ Sein alter Trainer klopft Kilic auf die Schulter.

Der Rest der Schicht schaut halbwegs interessiert dem Treiben zu. Zwei schnappen sich den Ball, der für den Fototermin zwischen Flammen und flüssigem Roheisen mitgebracht wurde. Kurz nach dem Knipsen ist Hopp auch schon wieder ausgebüchst und hat sich zu Arbeitern auf eine Bank gesetzt. Doch die Gruppe muss wieder weiter. „Hau rein!“, ruft Hopp noch. „Wenn was ist, ruf an.“