Duisburg. . 35 Jahre stand ein Wagen auf dem Balkon der Geriatrie der Sana-Kliniken. Patienten üben dort Ein- und Aussteigen. Kran hievte neues Modell hoch.

Ein fliegender Mercedes nimmt Kurs auf die Sana-Kliniken. Allerdings schwebt der Wagen nicht auf Grund eines Düsenantriebs durch die Luft – er hängt am Haken eines Kranwagens. Dieser hievt die E-Klasse aus dem Jahr 1992 auf den großen Balkon der Abteilung für Geriatrie (Altersheilkunde). Der Mercedes soll dort von Patienten zum Üben des Ein- und Aussteigens in das Auto genutzt werden. Das Modell ersetzt ein stark in die Jahre gekommenes Auto, das seit 1979 auf dem Balkon stand.

Patienten sollen profitieren

Mitarbeiter und Patienten lassen sich das Schauspiel nicht entgehen. Sie stehen am Fenster, schauen zu, wie zunächst der alte Mercedes hinunter und dann der neue heraufgehievt wird, bis dieser schließlich in Millimeterarbeit auf die richtige Position gehoben wird.

Dr. Wolfrid Schröer, Chefarzt der Geriatrie, staunt ebenso über die Aktion und freut sich. „Die Mobilisierung unserer geriatrischen Patienten für ihren Alltag außerhalb der Klinik ist ein sehr wichtiger Aspekt, um so lange wie möglich die eigene Unabhängigkeit zu behalten“, erklärt er. Häufig seien gerade die kleinen Dinge im Leben für ältere Menschen von großem Wert. „Die stellen aber oft eine große Hürde da“, so Schröer weiter.

An dem Fahrzeug lernen die Patienten, die nach einer Krankheit oder einem Unfall nicht mehr voll mobil sind, wieder in ein Auto zu steigen. „Dieses Übungsangebot richtete sich eher weniger an Fahrer, sondern an Beifahrer, die selbst nicht mehr fahren können“, erklärt Schröer. Es sei wichtig, dass sie mit der veränderten Situation vertraut gemacht werden und üben, in ein Taxi, oder andere mögliche Mitfahrgelegenheiten ein- beziehungsweise auszusteigen, ohne sich zu verletzen.

„Um eine absolut realistische Situation zu haben, ist ein echtes Fahrzeug das beste Trainingsmittel“, findet Schröer. Die Patienten erhalten mit Möglichkeit, unter Anleitung zu üben und auch die Angehörigen werden miteinbezogen. „Sie können hier lernen, wie man am besten hilft und was es zu beachten gibt“, so der Chefarzt.

Wahrzeichen der Abteilung

Außerdem sei das alte Auto immer eine Art Wahrzeichen der Klinik gewesen. „Ich wüsste nicht, welche Geriatrie ihren eigenen Mercedes auf dem Balkon stehen hat“, scherzt Schröer. Erfreulich sei auch immer gewesen, dass Patienten untereinander über den Wagen schnell ins Gespräch kamen. Da der alte Mercedes aber nach den vielen Jahren jetzt ausgedient hatte, musste ein neuer her.

Tim In der Smitten von Mercedes-Benz erklärt, wieso man wieder ein Auto zur Verfügung gestellt hat. „Wir möchten uns weiter an dieser Maßnahme für die Patienten beteiligen.“ Bei der E-Klasse für das Klinikum wurden kürzlich sämtliche Schmierstoffe wie Öl und Benzin entfernt. Der Wert des Gebrauchtwagens beläuft sich auf knapp 7000 Euro.