Duisburg. . Seit 1995 bot die Stadt die Möglichkeit, mit einer Baumpflanzung an Eheschließung oder Geburt zu erinnern. Nun fand die letzte Pflanzung statt. Wegen mangelnder Nachfrage wird der Brauch eingestellt.

Strahlender Sonnenschein begleitete die Baumpflanzung, die am vergangenen Wochenende im Duisburger Stadtwald stattfand. Rund 100 gut gelaunte Menschen, die sich über ihre Hochzeit oder die Geburt eines Kindes freuten, oder an einen lieben Menschen erinnern wollten, fanden sich am Forsthaus Curtius am Rehweg ein, um 25 Bäume zu pflanzen.

Seit 1995 bot die Stadt die Möglichkeit, ein Ereignis auf diese ganz besondere Weise zu würdigen. Holger Stockmann, Leiter der Duisburger Standesämter, freute sich über jene, die gekommen waren, um einen Walnussbaum oder eine Esskastanie in die Erde zu bringen. Er überraschte aber mit einer Mitteilung: „Leider ist das die letzte Aktion dieser Art.“

Früher galt das Pflanzen eines jungen Baumes als guter Brauch, vor allem bei Hochzeiten. Getreu der Regel: Man(n) soll in seinem Leben einen Baum pflanzen, ein Kind zeugen und ein Haus bauen. Seit 1995 bot die Stadt die Möglichkeit, zu einem besonderen Anlass einen Baum zu pflanzen. 50 Euro kostete der Spaß zuletzt. Dafür wurde den Pflanzwilligen aber auch ein Rundum-Service geboten: Sachkundige Anleitung, ein rustikaler Imbiss und nicht einmal das Loch für den Baum musste man selber buddeln.

Erst Bäumchen pflanzen, dann Gulaschsuppe und Glühwein

Für die ebenso sachkundige wie humorige Anleitung sorgte bei der letzten Auflage Stadtförster Stefan Jeschke: „Nur um sicher zu gehen: Die Wurzeln gehören nach unten.“ Je nach Temperament und Schuhwerk warteten die einen, bis ein Spaten frei wurde, während die anderen kurzerhand mit den Füßen das Loch rund um den jungen Baum schlossen. „Und vor allem die Wurzeln fest antreten“, hatte Jeschke gemahnt. Also trampelten die Baumpflanzer - ebenfalls je nach Temperament - sanft bis wütend um die Stämmchen herum. Und einer hätte auf einem Fuß hüpfend beinahe doch noch Regen herbei getanzt. Zur Belohnung gab es hinterher eine gut gewürzte Gulaschsuppe und Glühwein - gegen die herbstliche Kälte. Das alles begleitet von unzähligen Fotos, die die dafür eingeladenen Begleiter machten.

Eine rundum gelungene Sache. Die von der Stadt auf vielfältige Weise beworben worden war: Per Aushang in den Standesämtern, per Information in der Hochzeitsbroschüre und im Internet. Über 800 Bäume wurden ab 1995 gepflanzt. Doch in den vergangenen Jahren ließ der Trend, dem alten Brauch zu folgen, immer mehr nach. Immer mehr Hochzeitswäldchen wurden still gelegt. In Rheinhausen, hinter dem Essenberger Friedhof, war 2007 der letzte Baum gepflanzt worden. Zuletzt wurde nur noch am ehemaligen Forsthaus Curtius gepflanzt.

Neues Konzept gesucht

Doch in den vergangenen zwölf Monaten waren nur noch sieben Bäume bestellt worden. Drei Jahre lang hatte die Stadt nun Bestellungen gesammelt, um wenigstens noch eine Aktion hinzukriegen. „Für sieben Leute lohnt so eine Aktion nicht, aber drei Jahre sind eine viel zu lange Zeit“, so Kurt Wahl, Leiter des Standesamtes Stadtmitte. Da sei manche Ehe ja schon wieder geschieden. Oder die Kinder, für die der Baum gedacht war, könnten ihn gleich mit pflanzen. „Wir werden uns vielleicht etwas Neues einfallen lassen müssen“, so Wahl. Bis es ein neues Konzept gebe, sei erst einmal Schluss. Schade.