Auf den Frauenakten von Bettina Kohrs sind die Frauen sehr nackt. Schuhe oder Kleider unterstreichen diese Nacktheit noch, denn sie sind stets mit gespreizten Beinen und freier Vulva abgebildet. Für Bettina Kohrs, die in Düsseldorf lebt, ein Atelier in Rotterdam hat und im Lehmbruck-Museum Ferien-Workshops oder Aktzeichnen-Kurse gibt, bleibt nichts mehr zu verbergen: Die Mode-Fotografie zeige ohnehin die weibliche Figur und ganze Körperlichkeit.

Diese irritierende Intimität befragt Bettina Kohrs. Der Titel der Ausstellung, die heute um 19.30 Uhr im Künstler- und Atelierhaus an der Goldstraße 15 eröffnet wird, fragt „Julio am I that woman?“ Bin ich diese Frau?

In zwei Bildern bezieht sich die malende Zeichnerin, die zwei Jahre in Paris gelebt und dann in Münster und Düsseldorf studiert hat, auf eine Prada-Schuh-Werbung mit fast nacktem Model, das zwar seidige Socken, aber keine Hose trug. Bettina Kohrs blickt hinter der glänzende Oberfläche dieser Darstellung. Fast alle Frauen auf ihren Bildern haben die Augen geschlossen, wirken zart und wehrlos wie in einem Schwebezustand zwischen Wachen und Schlafen. Sie sind gelegentlich auf einem Tuch drapiert, ihre Körper nahezu durchsichtig. Dieses Schwebend-Irreale, fast Geisterhafte wird durch die Hintergründe verstärkt; sie sind ebenfalls hell, zeigen ganz zarte Orchideen-Blüten oder Pusteblumen. Was passiert mit diesen Frauen, die ihre Intimität preisgeben? Auf einem Bild zeigt sie eine Frau, wach und den Betrachter fast provozierend anschauend. Der Tintenfisch, den sie in den Händen hält, entrückt sie ins Surreale.