Duisburg. . Über die Steag könnten die Stadtwerke Duisburg bald Miteigentümer am Braunkohlerevier werden. Die Klimaschützer in der Stadt warnen vor dem Deal.

Die Duisburger Stadtwerke, die sich in Kürze von der eigenen Steinkohlekraft verabschieden, könnten bald indirekt zum Eigentümer eines ostdeutschen Braunkohlereviers werden: Die Steag wird derzeit als einer der aussichtsreichen Kandidaten für die Übernahme der Lausitzer Braunkohlesparte von Vattenfall gehandelt. Bis zum Jahresende sollen konkrete Angebote vorliegen, der schwedische Staatskonzern will die Entscheidung dann im ersten Halbjahr 2016 bekannt geben. Die Diskussionen über die Übernahme rufen jetzt die lokalen Umweltschützer auf den Plan.

Die Kaufabsichten der Steag hält das Klimabündnis Niederrhein für „grundlegend falsch“ und hat jetzt die sechs Oberbürgermeister des Stadtwerke-Konsortiums KSBG angeschrieben. Die Stadtwerke Duisburg sind mit 19 Prozent der größte Einzel-Gesellschafter in dem Konsortium, das die Steag für 1,2 Milliarden Euro übernommen hat. „Angesichts der krisenhaften Entwicklung der Steag halten wir diese Überlegungen für abenteuerlich und völlig unvereinbar mit der Energiewende und dem Klimaschutz“, sagte Norbert Bömer, Sprecher des Klimabündnisses, in dem sich mehr als 30 Organisationen aus der Region zusammengeschlossen haben.

Braunkohle wirft Gewinne ab

In dem Schreiben appellieren die Umweltschützer an die Oberbürgermeister der beteiligten Städte, einem Kauf nicht zuzustimmen. Zum einen sei die Braunkohle „der klimaschädlichste aller Energieträger überhaupt“ und verursache mehr als ein Fünftel aller CO2-Emissionen: „Jetzt in Braunkohleverbrennungsanlagen zu investieren würde bedeuten, die Klimaziele der Bundesregierung zu konterkarieren.“

Zum anderen berge der Kauf ein „hohes finanzielles Risiko“, das am Ende die ohnehin finanzschwachen Ruhrgebietsstädte tragen müssten. Denn die langfristigen Klimaziele ließen sich nur mit einem Programm zum Kohleausstieg erreichen, ist das Klimabündnis überzeugt. Die Anlagen würden dann erheblich an Wert verlieren.

Noch aber wirft die Braunkohle Gewinne ab, anders wäre auch das angebliche Interesse des australischen Investors Macquarie als Geldgeber für eine Übernahme durch die Steag nicht erklärbar. Macquarie investiert über Fonds in Infrastruktur und Versorgung, der Gruppe gehört zum Beispiel die Firma Thyssengas, die derzeit in Neumühl neu baut.

Duisburger Einfluss ist wohl gering

Das Klimabündnis sieht einen solchen Deal kritisch: Kommunen böten mit ihren Sicherheiten für Finanzinvestoren „ein sicheres Geschäft“, die Kommunen selbst begäben sich aber damit in eine von Renditen geprägte „Abhängigkeit“.

Unklar ist, welche Position die Anteilseigner in Duisburg bei der Steag-Strategie vertreten. Stadtwerke-Vorstand Christof Schifferings, der im Steag-Aufsichtsrat sitzt, will sich dazu nicht äußern. Ebenso wenig OB Sören Link als Aufsichtsrat bei der KSBG: „Zum Thema Vattenfall wurde im Aufsichtsgremium noch nicht abschließend beraten“, ließ er auf Anfrage mitteilen, Der Duisburger Einfluss auf eine Entscheidung dürfte trotz des Fünftel-Anteils ohnehin gering sein: Mit den beiden Vertretern Link und Schifferings ist die Duisburger Stimmengewalt in beiden Aufsichtsräten bereits erschöpft.