„Nächstes Jahr in Jerusalem? Oder Zuhause in Deutschland?“ war der Titel der Kanzelrede am Vorabend des Gedenktages an die Pogromnacht. Über jüdisches Leben zwischen Alltag und Bedrohung sprach Michael Rubinstein in der Salvatorkirche. Superintendent Armin Schneider begrüßte den ehemaligen Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde in Duisburg als einen, „der viel bewegt hat für die Gemeinde und für die Stadt“.

Rubinstein zeigte sich alarmiert über den wachsenden Antisemitismus, der sich vom Rand der Gesellschaft in ihre Mitte bewege. „Der Verfassungsschutz warnt vor einem Schulterschluss zwischen rechtsextremistischen Parteien und aufgepeitschten Bürgern“, sagte er. In der jüdischen Gemeinschaft sieht man laut Rubinstein die neue deutsche Willkommenskultur angesichts der hohen Flüchtlingszahlen zwar als Wohltat. Man sei aber auch besorgt, weil viele Flüchtlinge die antisemitischen Einstellungen ihrer Heimatländer importieren könnten. Man dürfe sich nicht vor der Erkenntnis drücken, „dass Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus ein massives Problem unserer Gesamtgesellschaft“ seien.

Der titelgebende Satz: „Nächstes Jahr in Jerusalem“, der am Seder-Abend Teil der jüdischen Passahfestliturgie ist, stehe für das himmlische Jerusalem und „die Erfüllung der prophetischen Vision, dass alle Völker zusammen den einen Gott bezeugen werden“. Rubinstein setzt seine Hoffnung dabei mehr auf menschliche Kontakte als auf staatliche. „Freundschaft gibt es nur zwischen Personen, Staaten können nicht befreundet sein“, sagte er abschließend.