Duisburg. . Die Gewerkschaft will in der aktuellen Tarifrunde mehr als Einkommensverbesserungen. Ihr Verhandlungsführer fordert von den Unternehmen Innovationen.

Fünf Prozent mehr Geld, Fortschreibung der Altersteilzeit und eine Fahrgeld-Erstattung für die Auszubildenden – das fordert die IG Metall in der Stahltarifrunde 2015. Die erste Verhandlungsrunde blieb ohne ein Angebot der Arbeitnehmer.

Rund 20.000 Duisburger sind von den Tarifverhandlungen betroffen, 75.000 insgesamt im nordwestdeutschen Tarifgebiet, das die Stahlstandorte in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen umfasst.

Bei der Information der Stahlbeschäftigten setzt die Metaller-Gewerkschaft auch auf neue Medien. Im sozialen Netzwerk Facebook sind unter anderem die Betriebsratsvorsitzenden Günter Back (Thyssen-Krupp Steel) und Ulrich Kimpel (Hüttenwerke Krupp-Mannesmann) zu sehen und zu hören.

Tarifverträge sind ausgelaufen

Ende Oktober waren die Tarifverträge Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung ausgelaufen. Unmittelbar darauf hatten sich die Verhandlungsdelegationen von IG Metall und Arbeitgebern erstmals getroffen. Eine zweite Verhandlungsrunde soll Mitte November stattfinden.

Verhandlungsführer der Stahlarbeitgeber ist Andreas Goss, Vorstandsvorsitzender von Thyssen-Krupp Steel Europe. Entsprechend der Bedeutung Duisburgs als Deutschlands Stahlstandort Nummer 1 ist die Zahl der Duisburger Verhandlungsteilnehmer auf der Arbeitnehmerseite groß. Mit dabei sind neben Kimpel und Back aus den Reihen der IG Metall noch Willi Segerath von Thyssen-Krupp, Uwe Scharnberg, langjähriger Betriebsratsvorsitzender bei Arcelor-Mittal in Ruhrort, Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Duisburg, und Klaus Löllgen vom Düsseldorfer „Stahlbüro“ der Gewerkschaft und langer Erfahrung als Betriebsrat bei Krupp in Rheinhausen und bei HKM im Süden der Stadt.

"Die Kollegen haben schon bezahlt"

Verhandlungsführer auf Arbeitnehmerseite ist IG Metall-Bezirksleiter Knut Giesler, der durchaus eingesteht, dass die wirtschaftliche Lage der Stahlindustrie „nicht einfach“ ist, die Preise seien im Keller: „Aber Jammern hilft nicht. Unternehmerisches Handeln ist notwendig.“ Er fordert Investitionen in Qualität und Ressourceneffizienz, in die Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen, in die Entwicklung leichter Stähle und in die Forschung. „Neue Produkte sind gefragt. Jetzt müssen Investitionen her“, fordert Giesler: „Bei den Löhnen zu sparen, ist der falsche Weg.“ Gefordert werde eine Einkommensverbesserung „mit Augenmaß“. Man berücksichtige sowohl die hohe Auslastung, die Ergebnisverbesserungen und die anziehende Stahlkonjunktur als auch „die sehr unterschiedliche wirtschaftlich Situation in den Betrieben“.

„Alle haben genug zu tun in den Betrieben“, bestätigt Lieske. Die Beschäftigten von Thyssen-Krupp seien zudem durch die Arbeitszeitverkürzung bereits in Vorleistung getreten: „Die Kollegen haben schon bezahlt.“

Nur in Sachen Altersteilzeit, die mit jedem Tarifvertrag verlängert werden muss, habe es auf Arbeitgeberseite „vorsichtige Andeutungen“ in Richtung Einigung gegeben.