„Der heutige Abend wird eine kleine Zeitreise in die Sechziger und Siebziger“, kündigt Paul Hofmann an. Der Archivar der Kinemathek im Ruhrgebiet hat für die Filmvorstellung „Als der ‚blaue Himmel über der Ruhr‘ zum Ziel wurde – Das Ruhrgebiet zwischen Zechensterben und Smog“ etliche historische Filme durchforstet und schließlich drei Favoriten ausgewählt. Das gemeinsame Thema der Filme ist der Konflikt zwischen Industrie und Umwelt.

Schon seit über zehn Jahren organisiert die Kinemathek gemeinsam mit der Interessensgemeinschaft Nordpark den Filmeabend im Landschaftspark. „Die Filme würden sonst nur die Wenigsten sehen und die Werke würden einfach im Regal verstauben“, betont Hofmann.

„Der Himmel über der Ruhr muss wieder blau werden“, sagte Willy Brandt in seinem Wahlkampf 1961 und so lautet auch der Titel des Fotofilms am Freitagabend. Hofmanns Freund Siegfried Teichler hat gemeinsam mit Birgit Opitz Fotos in Duisburg und Umgebung geschossen, die das Zusammentreffen von Natur und Industrie verdeutlichen. Ein Foto zeigt beispielsweise das Kohlekraftwerk in Walsum und davor den Rhein umgeben von Wiese. Gut hundert Leute sitzen im Hüttenmagazin und verfolgen gespannt die Bilder.

Der Schwarz-Weiß-Film „Einmal geschnäuzt, Brikett in der Hand“ aus dem Jahre 1961 thematisiert die Folgen der industriellen Expansion auf die Lebensbedingungen der Menschen. Die Bilder zeigen den andauernden Qualm, den die Industrie hinausbläst. Häuser und Straßen sind vom Staub schwarz gefärbt. Eine Frau säubert eine Pflanze mit einem Taschentuch, danach ist es ebenfalls dunkel. „Wir werden vergast!“, steht auf einem Banner an einem Haus. Kinderarzt Dr. Clemens Schmeck berichtet in dem Film von seiner Annahme, dass Kinder, die im Industriegebiet leben, deutlich kränker sind als andere: „Hier haben die Kleinen vier Mal so oft Augenkrankheiten, wie Kinder auf dem Land.“ Zudem hätte der Nachwuchs im Industriegebiet öfter Bronchitis und sei kleiner.

„Inspektor Ringelmann greift ein“ ist ein Auftragsfilm der Landesregierung NRW aus dem Jahre 1963 und zeigt Bemühungen, die Schäden durch die Industrie zu untersuchen und zu beheben.