Duisburg. 252.000 Notrufe registrierte die Polizei Duisburg 2014. Mehr als 100.000 Anrufer fragten nach der Uhrzeit, wollten Pizza bestellen oder suchten ihr Auto.

Sechs Prozent aller 110-Notrufe bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen gehen verloren. Sie bleiben unbeantwortet. In Köln sind es sogar 10 bis 12 Prozent, in Düsseldorf liegt die Quote zwischen vier und sechs Prozent, im Kreis Wesel sind es geringe ein Prozent. Für die Polizei Duisburg, wo im Jahr 2014 rund 252.000 Notrufe eingelaufen sind, gibt aber es in der landesweiten Erhebung, die NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Donnerstag dem Innenausschuss des Landtages vorgelegt hat, gar keine Zahl, die eine „Notruf-Annahmequote“ beschreibt.

Der Grund: Die Leitstellen-Technik der Polizei Duisburg sei, wie 31 andere Kreispolizeibehörden, für eine solche Datenabfrage zu alt. Dies ist nach Worten von Ramon van der Maat, dem Sprecher der Polizei Duisburg, „aber nicht wirklich ein Problem.“

10 bis 12 sinnlose Anrufe pro Stunde

Denn es gebe von 252.000 Notrufen in einem Jahr mehr als 100.000 Anrufer, die nach der Uhrzeit fragten, eine Pizza bestellen wollten oder um Hilfe bäten, weil sie ihr geparktes Autos nicht mehr finden könnten. Pro Stunde alleine 10 bis 12 sinnlose Anrufer dieser Qualität. 300 am Tag, 111.000 im vergangenen Jahr 2014.

Zudem gebe es jede Menge Mehrfach-Anrufer der unterschiedlichen Art. Beispiel: „Ein lauter Knall ist in einem Stadtteil zu hören und 30 bis 40 Notrufe laufen ein. Und einer oder zwei, die uns nicht erreichen, weil die Leitungen besetzt waren.“ Daraus entstehe dann ein einziger Einsatz wegen Ruhestörung, möglicherweise aber selbst das nicht, weil der Knall vermutlich laut, aber doch harmlos war. Gezählt werden aber zwei verlorene Notrufe.

Der andere Typ des Mehrfach-Anrufers ist dieser: „Er ruft an, dringt nicht sofort durch, legt zu früh auf . . . ruft ein zweites Mal, oder ein drittes Mal an und spricht dann mit der Polizei.“ Doch in der Statistik, die aber in Duisburg mangels moderner Technik so gar nicht geführt werden kann, seien dies zwei verloren gegangene Notrufe. „Obwohl der Anrufer ja mit der Polizei geredet hat!“

Und schließlich - so erklärt der Polizeisprecher - rufe die Polizei-Leitstelle, wo sechs Beamte rund um die Uhr ihren Dienst machen, immer zurück, wenn sie über im Notruf 110 Telefonnummern sieht, die sie nicht erreicht haben.

Extrem viele "Notrufe" in der Silvesternacht

Van der Maat: „Die Zahl der entgangenen Notrufe betrachten wir als ein nicht wirkliches Problem. Es ist dies in absoluten Ausnahme-Spitzenzeiten, wie bei der Loveparade-Katastrophe schwierig. Oder immer in der Silversternacht, wenn in 15 Minuten 200 bis 300 Anrufer eine Ruhestörung melden wollen. Dann gehen Anrufe verloren.“

Im Düsseldorfer Landtag ging es am Donnerstag im Innenausschuss um die politische Frage zwischen Regierung und Opposition, ob in den Polizeipräsidien zu wenig Beamte beschäftigt seien und deswegen Notrufe „massenhaft“ unbeantwortet blieben. In Duisburg, so der Polizeisprecher, sei „kein einziger Fall bekannt, dass durch einen nicht angenommenen Notruf ein Drama entstanden wäre.“