Das Herz von Thomas Herfert schlägt in einer Tasche, die er ständig mit sich trägt. Nach einem schweren Herzinfarkt, den der Dortmunder vor fünf Monaten erlitt, wurde ihm im Evangelischen Klinikum Niederrhein ein Kunstherz implantiert. „Meine Alternative war der Tod“, berichtet der 52-Jährige Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), der am Montag das EKN in Fahrn besuchte.

Operation kostet bis zu 120 000 €

„Es geht mir wieder recht gut“, sagt Herfert. Die Ganzkörper-Dusche geht nicht – an den Leitungen, die vom Kunstherz zur Pumpe außerhalb seines Körpers führen, muss regelmäßig der Verband gewechselt werden, auch das Dauergeräusch des Gerätes ist gewöhnungsbedürftig.

„35 Patienten haben wir bereits mit seinem solchen Kunstherz versorgt“, erklärt Prof. Dr. Gero Tendrich. Gemeinsam mit dem Helmholtz-Institut in Aachen werden die Implante ständig weiterentwickelt. Im weltweit ersten Eingriff hat Tenderich Anfang dieses Jahres einer Patientin ein solches neuartiges, kleines Kunstherz eingesetzt. Das Ziel der Kardio-Chirurgen: Den Zustand der Patienten mit lebensbedrohlicher Herzschwäche bis zu einer Transplantation so zu verbessern, dass ein Krankenhaus-Aufenthalt überflüssig ist. Kunstherzen dienen auch dem vorübergehenden Einsatz zur Erholung eines Patientenherzes.

Rund 120 000 Euro kostet eine Kunstherz-Implantation. Hinter dem Fahrner Klinikum liegen „lange Diskussionen mit den Kostenträgern“, berichtete Geschäftsführer Otto Eggeling dem Gesundheitsminister. Die Kassen hätten sich drei Jahre lang geweigert, die notwendige Nachsorge zwischen Krankenhaus-Aufenthalt und Herztransplantation zu bezahlen. „Es gab keine Abrechnungsstelle“, sagt Eggeling. Nach zähen Verhandlungen hätten die Kassen schließlich anerkannt, „dass man nicht viel Geld für diese Operation ausgeben kann, um dann die Nachsorge zu verweigern“.

Paradox: Kunstherz-Patienten gelten als so gesund, dass ihr Name von der Dringlichkeitsliste für eine Herztransplantation gestrichen wird. „Ich bekomme noch nicht einmal einen Behinderten-Ausweis“, berichtet Patient Thomas Herfert. „Ein Unding“, nennt das Prof. Dr. Reiner Körfer vom EKN. „Es ist doch viel besser, wenn die Patienten nach Hause gehen können, als wenn sie im Krankenhaus auf eine Transplantation warten müssen.“ Das Kunstherz sei „eine gute Alternative“, sagt Körfer, der vor seinem Wechsel nach Duisburg 27 Jahre am Herzzentrum in Bad Oeynhausen tätig war.

„Gerne würden wir unsere Kunstherz-Patienten auch transplantieren“, wünscht er sich. Doch diesen Wunsch wird die Politik der Fahrner Klinik wohl auf Sicht nicht erfüllen. Erst ab einer jährlichen Mindestzahl von 25 Eingriffen, so Prof. Tenderich, würde das Sinn machen. Das würde die Konkurrenz der bestehenden Zentren um die raren Spenderorgane zusätzlich verschärfen.