Duisburgs kleinstes Restaurant? Die Espressobar „Mimi e Rosa” hätte beste Chancen, den Titel zu gewinnen: Zwei Tische bieten Platz für sechs, vielleicht acht Gäste, ein bisschen Platz ist auch noch an der Theke und auf einem Sofa. Das war's – und das ist auch gut so.
Denn so macht man die Tür auf zu dem kleinen Lokal an der Dellstraße 36 und ist mit einem Schritt in Italien. Die Kaffeemaschine faucht, Kuchen verlockt in der Vitrine, am Gasherd rührt Felix Rahne in seinen Töpfen. Und es duftet nach allen Köstlichkeiten des Südens.
Esskultur aufgesogen
„Überall, wo ich war, habe ich Esskultur aufgesogen”, sagt Rahne, der seine Frau Eva Robert in ihrer italienischen Heimat kennengelernt hat und hauptberuflich Architekt ist. Kochen und essen sei die „direkteste Art, an Leute heranzukommen”. In der Küche ist er fürs Herzhafte zuständig, sie für das Süße.
Nur stundenweise
Geöffnet ist an vier Wochentagen nur stundenweise, aber das hat sich herumgesprochen. Regionale Gerichte aus Piemont und Ligurien bestimmen das kleine Tagesangebot, Pasta, Pesto, Fisch, Meeresfrüchte, Kaninchen, ab und an Innereien, Tiramisu zum Verlieben und ein Schokoladenkuchen wie eine Mega-Praline, danach einen kleinen starken schwarzen Kaffee – Urlaub mit Löffel und Gabel.
Ausbau-Pläne
Knapp ein Jahr betreibt das Paar jetzt die nach ihren fünf und acht Jahre alten Töchtern benannte Bar, und nun soll sie vergrößert werden, sollen aus maximal zwölf Plätzen (mit etwas Zusammenrücken) doppelt so viele werden. Und dann will der kochende Baumeister einer weiteren Leidenschaft mit einem exklusiven Angebot von Weinen junger Winzer.
Falsches Federvieh
Für Weihnachten schlägt Rahne uns einen „Cappon magro” vor, einen mageren, weil fleischlosen Kapaun. dazu wird ein Mittelmeerfisch wie Knurrhahn, Zahnbrasse oder Dorade gegart, ebenso ein kleiner Blumenkohl, 250 Gramm grüne Bohnen, vier bis sechs kleine, in Öl eingelegte Artischocken, ein bis zwei Rote Bete, zwei Kartoffeln, drei Möhren (etwas Essig am Kochwasser bewahrt die Farbe der Gemüse), drei Eier gekocht und n ach Belieben Garnelen oder Gambas gebraten.
Grüne Sauce
Für die Sauce nimmt man ein Bund Petersilie, vier Sardellenfilets, Semmelbrösel, Essig, zwei weitere gekochte Eier, eine Knoblauchzehe, 50 Gramm geröstete Pinienkerne, 20 Gramm Kapern, fünf grüne Oliven, Olivenöl, zerkleinert alles und mischt es. Außerdem benötigt wird hartes Seefahrerbrot (gibt's im italienischen Lebensmittelhandel oder muss ersetzt werden).
Armenessen
Das Brot wird in etwas Wasser und Essig eingeweicht, darauf häuft man schichtweise und farblich abgestimmt alle anderen Zutaten, jeweils mit etwas grüner Sauce versehen. Garnelen oder Gambas kommen zur Zierde des Ganzen obenauf.
Was man kaum ahnt, wenn der essbare Berg aufgetragen wird: „Es ist eigentlich ein Armenessen”, lacht Rahne.