Duisburg. . Stephanie Fydrich ist eine von acht Frauen bei der Duisburger Berufsfeuerwehr. Die Quote von 3,4 Prozent liegt unter dem Landes- und Bundesschnitt.
Im Vormonat hatte NRW-Innenminister Ralf Jäger bei einem Workshop in Dortmund gefordert: „Wir brauchen mehr Frauen bei der Feuerwehr.“ Ihre Gruppe sei sowohl bei den Freiwilligen Feuerwehren, aber auch bei den Berufsfeuerwehren im Land unterrepräsentiert. Bundesweit liegt der Frauenanteil bei zehn Prozent, in NRW sind es nur etwa sieben.
Nach schlechter ist der Wert in Duisburg mit 3,6 Prozent. Den Hauptgrund dafür kennt Jörg Helmrich, Oberbrandrat und stellvertretender Leiter der hiesigen Feuerwehr: „Die meisten Bewerberinnen bei uns scheitern an dem umfangreichen Sporttest.“ Die körperlichen Anforderungen in diesem Beruf seien nun mal immens.
Etwa 1100 Angehörige zählen die Berufs- und die Freiwillige Feuerwehr derzeit in Duisburg. Darunter sind 31 Frauen, die in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr tätig sind, sowie acht Frauen bei der Berufsfeuerwehr. Eine aus der letzteren Gruppe ist Stephanie Fydrich (27). Die junge Frau aus Wanheimerort war früher Zahnarzthelferin, ehe sie sich zum Berufswechsel entschied. Nach der 18-monatigen Ausbildung wurde sie Brandmeisterin und vor kurzem auf Lebenszeit verbeamtet. Zuletzt war sie in der Wache 3 in Alt-Hamborn stationiert. Jetzt ist sie schwanger und wechselte vorübergehend in die Leitstelle der Hauptwache in Duissern.
„Im Einsatzfall sind alle gleich“
„Schon im Grundausbildungslehrgang gab es keinerlei Akzeptanzprobleme. Und egal, ob Mann oder Frau: Wir werden alle gleich behandelt. Von allen wird aber auch das Gleiche gefordert“, sagt die passionierte Leichtathletin, die beim TV Wanheimerort als Siebenkämpferin aktiv ist. Helmrich nickt zustimmend mit dem Kopf und sagt: „Wir können niemanden bevorzugt behandeln oder von bestimmten Aufgaben befreien. Im Einsatzfall sind alle gleich und müssen funktionieren.“
Als die ersten Frauen zur Berufsfeuerwehr kamen (in Duisburg war das 1997 der Fall), gab es zunächst viele Zweifel in der Belegschaft, die zuvor stets eine reine Männertruppe war. „Schaffen die Frauen das denn überhaupt? Diese Grundskepsis war weit verbreitet“, erinnert sich Helmrich (50), der seit 1994 bei der Berufsfeuerwehr ist. Längst seien alle Frauen integriert. Oder wie Helmrich es sagt: „Sie sind ein normaler Teil der Truppe.“
Früher herrschte ein ruppigerer Umgangston
Doch natürlich brachte das andere Geschlecht auch Veränderungen mit in die Männerdomäne Feuerwehr. „Es herrscht heute ein anderer Umgangston. Früher ging es öfter auch mal ruppiger zur Sache“, weiß Michael Haupt, Sprecher der Duisburger Feuerwehr und selbst seit 37 Jahren im Dienst.
Und was sollte eine Bewerberin mitbringen, die sich für einen Job interessiert? „Eine gute Grundfitness“, sagt Stephanie Fydrich. Vor allem die Übungen und Einsätze unter Atemschutz seien sehr anspruchsvoll. „Wir mussten in der Ausbildung in voller Montur in einen brennenden Überseecontainer. Die Belastung war enorm“, so Fydrich. „Da lernt man seinen eigenen Körper noch einmal ganz anders kennen.“
Auch psychische Stabilität sei vonnöten, denn bei den Rettungsdienst- und den Brandeinsätzen warten manchmal schlimme Erlebnisse auf die Helfer, die sie nachher in Gesprächen verarbeiten müssen – etwa, wenn Kinder ums Leben kommen. Auch das gehört zur Arbeit bei der Feuerwehr. Ihren Wechsel hat Fydrich nie bereut: „Ich würde es immer wieder tun!“
Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist Pflicht
Der nächste Auswahltermin bei der Duisburger Feuerwehr findet erst Mitte 2016 statt. Initiativbewerbungen können laut Jörg Helmrich aber bereits jetzt bei der Duisburger Feuerwehr eingereicht werden. In diesem Jahr gab es bei zwei Auswahlverfahren rund 500 Bewerber, darunter etwa 20 Frauen. Eine von ihnen erfüllte alle Anforderungen, wird am 1. April 2016 ihre Ausbildung beginnen.
Grundvoraussetzung für eine Anstellung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung, die laut Helmrich „aber nicht zwingend im technischen Bereich erfolgt sein muss“. Informationen zur Ausbildung finden Interessierte auch im Internet: www.feuerwehr-duisburg.de (siehe unter dem Punkt „Service“).
Die Feuerwehr Duisburg absolviert pro Jahr über 75 000 Rettungsdiensteinsätze – das sind laut Michael Haupt über 90 Prozent aller Einsätze. Die Zahl der Brandeinsätze liegt im Gegensatz dazu bei rund 1500 im Jahr.