Duisburg. . Stadt, Krankenkassen und Bund der Organtransplantierten veranstalten Infotag in der Merkez-Moschee. 70 - 80 Duisburger warten derzeit auf ein neues Organ.

Egal, ob die Antwort „Ja“ oder „Nein“ lautet – wichtig ist, dass man sich überhaupt entscheidet. „Nur so können Angehörige entlastet und Leben gerettet werden“, weiß Bernd Haack vom Bundesverband der Organtransplantierten (BDO). Um mehr Menschen zu einer Entscheidung für oder gegen eine Organspende zu bewegen, veranstalten der BDO, das Gesundheitsdezernat der Stadt, der Runde Tisch der Krankenkassen und die Ditib-Merkez-Moschee einen Infotag nach dem Freitagsgebet am 16. Oktober um 14 Uhr in dem Gotteshaus an der Warbruckstraße.

Spenderausweise im Internet zum Download

In jedem Alter können Organe gespendet und empfangen werden. „Der älteste Empfänger war bereits 97 Jahre alt“, weiß Bernd Haack. Die größte Angst der Menschen sei, dass sie mit Organspendeausweis nicht wirklich optimal medizinisch versorgt werden. Diesen Bedenken begegnet Haack mit Fakten und Erklärungen. Auf dem Ausweis können bestimmte Teile des Körpers, etwa Augen, Herz oder auch Haare, ausgeschlossen werden.

Der Ausweis zum Download: www.bdo-ev.de und auf den Webseiten der Krankenkassen.

„Meine Frau hat vor etwa sieben Jahren ein neues Herz transplantiert bekommen“, berichtet der Duisburger Bernd Haack. Heute führe sie ein normales Leben mit dem fremden Organ und habe es als „ihr eigenes Herz“ angenommen. Am Freitag wird Waltraud Haack selbst mit den Besuchern der Moschee sprechen und für ein „Ja“ zur Organspende werben. Zurzeit warten 70 bis 80 Duisburger auf ein neues Organ – und damit auf eine Chance zu überleben. „Leider stehen immer noch zu wenige Organe zur Verfügung", weiß Bernd Haack. Nur etwa 25 Prozent der Bevölkerung trage einen Organspendeausweis bei sich. Zu begrüßen sei es aber, dass die Krankenkassen nun gesetzlich verpflichtet sind, ihre Mitglieder zu informieren und einen Spenderausweis zur Verfügung zu stellen.

Blutspendeaktion nach dem Freitagsgebet

Gesundheitsdezernent Ralf Krumpholz besitzt einen solchen. Nach dem Skandal um gefälschte Krankenakten sei die Zahl der Spenden spürbar zurückgegangen. „Daher wollen wir nachhaltig für die Organspende werben.“ Den Auftakt zur Kampagne bildete eine Aktion im MSV-Stadion, ein zweiter Schritt sei nun der Infotag in der Merkez-Moschee.

Deren zweiter Vorsitzender, Yusuf Aydin, unterstützt das Projekt, „da es lebensrettend ist“. Ohnehin hat der Zentralrat der Muslime in Deutschland das Transplantationsgesetz von 1997 bereits als mit dem islamischen Prinzip vereinbar eingestuft. „Wir stehen dem Thema positiv gegenüber“, erklärt auch Imam Ibrahim Sarılarlı. Moschee-Mitarbeiterin Hülya Ceylan ergänzt: „Aus Gesprächen mit unserer Frauengruppe weiß ich, dass sich viele für das Thema interessieren.“ Nach dem Freitagsgebet wird es neben einer Blutspendeaktion in den Gemeinderäumen mehrere Infostände der Krankenkassen und der Selbsthilfe geben, an denen Fragen beantwortet werden.

Bernd Haack und die anderen Beteiligten sind froh, etwa 300 bis 400 Moschee-Besucher am Freitag erreichen zu können. „Viele Menschen zucken zunächst zurück, weil sie nicht gerne über ihren eigenen Tod sprechen“, weiß Haack. Daher weist er darauf hin, dass alles anonym ist. Jedoch helfe man mit einem Spenderausweis vor allem den eigenen Angehörigen. „Diese haben im Ernstfall nämlich meist nur wenige Stunden, um eine Entscheidung zu fällen.“