Jahrelang drehte die Tram 177 ihre Runde durch das Duisburger Stadtgebiet. 1926 in Betrieb genommen, transportierte sie zunächst zahlreiche Duisburger zur Arbeit oder zum Einkaufen. Später leistete die Straßenbahn ihre Dienste als Partybahn. Doch nun hat Harald Molder von der Zeitzeugenbörse Duisburg arge Befürchtungen, dass der Oldtimer aufs Abstellgleis geschoben werden soll. Vor ein paar Monaten hatte die Tram nämlich auf einer ihrer Fahrten einen Unfall. Seitdem steht sie auf dem Betriebshof Grunewald und wurde nicht wieder gesehen.
„Andere Verkehrsbetriebe pflegen ihre alten Schätzchen und wären stolz auf so einen Wagen. Wir befürchten, dass die DVG die Gelegenheit nutzt, die Bahn ganz vom Netz zu nehmen“, so Harald Molder. Dabei sei der historische Wagen für die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) nicht nur ein Kostenfaktor. Mit den Sonderfahrten sei auch Geld verdient worden. Um die Organisation der Termine kümmerte sich ein privater Freundeskreis, der sich nun auch für den Erhalt der Tram einsetzt.
Rund 30 Mal sei die Bahn pro Jahr vermietet worden, weiß DVG-Sprecherin Kathrin Naß. Geburtstage wurden zwischen den Sitzen gefeiert, Junggesellenabschiede oder auch Stadtrundfahrten unternommen. Seit Mitte der 1920er Jahre bis Ende der 1960er Jahre stand sie im regulären Dienst. Damals gab’s noch die Linien 1, 2, 3, 4 und 9 auf dem Fahrplan. Der Triebwagen 177 war überall dort unterwegs, wo es eine Schleife gab, da die Bahn nur ein Fahrerhaus besitzt – nicht wie die modernen Fahrzeuge, die eines vorne und hinten haben. So war die Tram in Marxloh, Hüttenheim und Dinslaken unterwegs, wo sie per Schleife drehen konnte.
Die Straßenbahn ist Kennern auch unter dem Namen „Harkortwagen“ ein Begriff, erzählt Harald Molder. „Die Firma Harkort entwickelte nach dem Ersten Weltkrieg den ersten Gelenktriebwagen, die in Deutschland gebaut wurden.“ 1926 wurden die beiden Prototypen an die Duisburger Straßenbahnen GmbH ausgeliefert und in Betrieb genommen. Wegen der anfänglich technischen Schwierigkeiten sah man davon ab, weitere Fahrzeuge in Auftrag zu geben.
Rost und Unfallschaden
1970 wurde zunächst ein Fahrzeug als Pop- und Party-Wagen auf die Gleise gebracht. Allerdings zerstörte ein Großbrand im Depot Grunewald den Wagen numero 176. 1984 konnte der bislang als Ersatzteillager verwendeten Harkortwagen 177 restauriert und wieder in Dienst gestellt werden. Bei den Sonderfahrten ging’s meist von Hüttenheim über die Kulturstraße nach Dinslaken. „Wartung und Pflege wurde von unseren Werkstatt-Mitarbeitern durchgeführt“, erklärt Kathrin Naß. Als der Oldtimer nach seinem Unfall am Grunewald vorfuhr, entdeckten die Mechaniker weitere Rostschäden, die zusätzliche teure Reparaturen notwendig machen. „Momentan können wir noch nicht sagen, wie es weitergeht und ob die Bahn noch einmal fahren kann.“
Harald Molder und die anderen Zeitzeugen würden sich wünschen, dass das alte Vehikel bald wieder für Feiern zur Verfügung steht. Und sollte das nicht klappen: „Dann könnte man die Bahn doch öffentlich ausstellen, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben. Die 177 ist etwas Besonderes.“ Allerdings sei das nicht so einfach, weiß DVG-Sprecherin Naß. Schließlich müsste dazu die Straßenbahn erst einmal wieder fahrtüchtig sein – und dann müssten sich noch ein Museum finden, das Platz hat oder das Vehikel in Duisburg abholt. Derweil hoffen die Tramfreunde, dass sie nächstes Jahr noch den 90. Geburtstag des Harkortwagens feiern können.