Duisburg. . Die Arbeitnehmer von Thyssen-Krupp Steel erteilen dem Vorstoß von Stahlchef Goss eine klare Absage. Und sie fordern faire Verhandlungen über Emissionen.

Die neuen Sparvorgaben des Thyssen-Krupp-Stahlchefs Andreas Goss stoßen bei den Mitarbeitern auf Widerstand: „Wir akzeptieren keine weiteren Kostenbelastungen mehr für die Belegschaft“, erklärte Tekin Nasikkol, stellvertreteneder Betriebsratschef am Standort Hamborn/Beekerwerth, gestern: „Das halten wir für den völlig falschen Weg.“

Auch Dividendenerwartungen von Finanzinvestoren erteilte Nasikkol bei der gestrigen Betriebsversammlung eine Absage: „Dieses Geld muss im Unternehmen bleiben“, weitere Investitionen seien notwendig, zumal sich die Stahlsparte in diesem Geschäftsjahr wieder einmal als profitabel erweisen werde.

Sorge bereitet den Stahlkochern im Duisburger Norden nach wie die Klimapolitik in Brüssel: Es drohe eine Gefährdung der heimischen Stahlstandorte und eine Verlagerung der Produktion in Länder, deren Umweltstandards deutlich unter den deutschen liegen. Dem Klima nutze eine solche Entwicklung nicht. Im Gegenteil: „Emissionen kennen keine Grenzen.“

Auf Dauer auf dem Weltstahlmarkt keine Rolle mehr spielen

„Wir brauchen“, erklärte Nasikkol, „globale, faire Verhandlungen über Emissionen“. In dieser Frage sei auch die Bundesregierung gefordert. Nur klare Rahmenbedingungen gewährleisteten Sicherheit für Investitionen, die in der Stahlbranche locker auf dreistellige Millionensummen kommen. Dafür erforderlich sei Planungssicherheit, die die Politik herstellen müsse. Ansonsten würde Anlageninvestitionen „gefährlich nach hinten verschoben“. 400 Millionen Euro müssen nach Einschätzung des Betriebsrates jährlich in den Standort Hamborn/Beeckerwerth fließen, um ihn zukunftsorientiert aufzustellen. Und wenn nicht? „Dann werden wir auf Dauer auf dem Weltstahlmarkt keine Rolle mehr spielen“, befürchtet Nasikkol.

Wie schon für die letzten ausgebildeten Jahrgänge fordert der Betriebsrat auch für den kommenden Jahrgang fertig ausgebildeter Azubis die Übernahme in feste Arbeitsverhältnisse. Thyssen-Krupp Steel brauche angesichts eines Altersdurchschnitts von derzeit 46,5 Jahren dringend weitere jüngere Mitarbeiter.

Fünf Prozent mehr Lohn fordert die IG Metall

Fünf Prozent mehr Lohn fordert die IG Metall in der kommenden Tarifrunde für die Stahlbeschäftigten. Und der Thyssen-Krupp-Betriebsrat will dafür sorgen, dass auch die rund 1850 außertariflichen Angestellten nach drei „Nullrunden“ wieder etwas mehr aufs Konto bekommen. Ebenso will man erreichen, dass Überstunden bezahlt oder abgefeiert werden.

Mit einer Sammlung von Rucksäcken, Reisetaschen, Koffern und Trollys will die Thyssen-Krupp-Belegschaft ab Montag praktische Hilfe für Flüchtlinge leisten. Auch um Möbelspenden wird gebeten. Innerhalb der Belegschaften wird jetzt nach Mitarbeitern gesucht, die aufgrund ihrer Sprachkenntnisse dolmetschen können.