Duisburg/NRW. Bei einer Großrazzia durchsuchten 300 Fahnder Rotlicht-Etablissements im Ruhrgebiet. Mutmaßliche Täter sollen junge Chinesinnen ins Land geschleust haben.

„China Clubs“ bieten ihren Service in nicht wenigen Städten an Rhein und Ruhr an. Die Models tun dies in „gemütlichem“ und „geschmackvollem“ Ambiente, durchaus auch diskret in Wohnungen, das alles von 00.00 bis 00.00 Uhr rund um die Uhr. „Bis gleich“, heißt es auf einigen Internetseiten.

Nur am Dienstag nicht. Schon am späten Nachmittag war in mehreren dieser Betriebe Ladenschluss. 300 Beamte des Bundeskriminalamtes, der Bundespolizei, der Düsseldorfer Steuerfahndung und des Duisburger Zolls unter der Federführung der Staatsanwaltschaft Kleve nahmen zehn Bordelle und zahlreiche Wohnungen in Nordrhein-Westfalen und Hessen hoch. Schwerpunkt der Razzien waren das Ruhrgebiet und der Niederrhein. Bis Dienstagnachmittag gab es vier Festnahmen.

Frauen aus China als Prostituierte arbeiten lassen

Der Verdacht: Neun chinesische und fünf deutsche Beschuldigte im Alter zwischen 22 und 59 Jahren haben banden- und gewerbsmäßig Frauen in China durch Internetanzeigen angeworben und nach Deutschland geschleust, um sie hier als Prostituierte arbeiten zu lassen. Seit September 2011, so das Bundeskriminalamt, hätten sie die Mädchen in Bordellen in Form der „China Clubs“ und in so genannten „Terminwohnungen“ arbeiten lassen. Die Opfer hatten weder Aufenthaltstitel noch Arbeitserlaubnis.

Ein zweiter Vorwurf gegen die deutsch-chinesische Bande: Steuerhinterziehung zu Lasten des deutschen Staates. Rund 1,3 Millionen Euro Schaden sei entstanden, weil die mutmaßlichen Täter das Geld am deutschen Fiskus vorbei ins Ausland überwiesen hätten. Die Ermittler hatten bei den Razzien also den Auftrag, auch Vermögenswerte zu sichern.

Dass die Fahnder den Straftatbestand der Schleusung so in den Vordergrund stellen, ist erklärbar. Er kann juristisch besser nachgewiesen werden als der Menschenhandel, um den es hier natürlich in der Praxis wohl auch geht. Denn der „Import“ junger Mädchen aus China in die deutschen Bordelle ist zahlenmäßig zwar nicht so bedeutend wie der von jungen Osteuropäern, deren Angebote den Markt beherrsche. Doch das China-Geschäft hat in den letzten Jahren zugenommen.

Fahnder verzeichnen mehr Erfolge gegen chinesische Bordell-Mafia

504 Opfer sind bundesweit in der jüngsten Statistik für das Jahr 2014 aufgeführt. Die Zahl ist wahrscheinlich viel zu klein. Die Grauzone ist riesig. Und die Opfer schweigen. „Die „Opferaussagen sind schwierig zu erlangen“, so das BKA, denn die Banden operierten völlig abgeschottet, sie seien hierarchisch organisiert und arbeiteten in Netzwerken.

Dennoch addieren sich jetzt die Erfolge der deutschen Fahnder gegen die chinesische Bordell-Mafia: Erst im Mai waren im Rhein-Main-Raum sieben Bordelle durchsucht und elf Verdächtige verhaftet worden.