Gut 60 Männer tummeln sich im Hotel Landhaus Milser, viele von ihnen haben schon graue Haare. Auf den ersten Blick scheint es nicht so, als ob sie besonders stark und kräftig wären. Aber genauso ist es: Der Olympiasieger im Gewichtheben Rolf Milser hat zusammen mit seinem Gewichtheberkollegen Norbert Bergmann die ehemaligen Kameraden aus der Nationalmannschaft und aus den Vereinen eingeladen. Zusammen hätten die Männer vor ein paar Jahrzehnten weit über sechs Tonnen stoßen können.

Auch am Samstagabend stehen die Leistungen der Sportler im Mittelpunkt. Es gibt viel zu bereden, schließlich haben sich die Gewichtheber teilweise 25 bis 30 Jahre nicht mehr gesehen.

„Rolf Milser und ich haben früher jeden Tag zusammen trainiert. Wir hatten am Tag zwei Trainingseinheiten. Dazwischen haben wir in der Kantine der Firma Mannesmann gegessen und bei Rolf in der Wohnung Mittagsschlaf gemacht“, erinnert sich Norbert Bergmann.

Das viele Training hat sich ausgezahlt: Rolf Milser hat 1984 bei den Olympischen Spielen in Los Angeles Gold gewonnen. „Das Gefühl war einfach unglaublich. Als ich zurück nach Duisburg gekommen bin, empfingen mich am Hauptbahnhof 10 000 Duisburger. Ich hatte mit 200 bis 300 gerechnet. Dann wurde ich im Autokorso zum Rathaus gefahren“, erzählt Milser.

Olympia war aber nicht nur für den Sieger ein besonderes Ereignis. „Olympia ist wie Urlaub. Ich konnte immer essen gehen, wann ich wollte und mir wurden alle Wünsche von den Augen abgelesen. Da herrscht eine ganz andere Atmosphäre als bei der Weltmeisterschaft“, schildert Bergmann seine Eindrücke. 1980 wurden die Olympischen Spiele in Moskau ausgetragen, allerdings ohne deutsche Beteiligung. Die Weststaaten hatten die Spiele im Osten boykottiert. Dafür traten die Oststaaten vier Jahre später in Los Angeles nicht an.

„Wir waren total enttäuscht. Man trainiert so lange auf die Olympischen Spiele hin und dann darf man nicht teilnehmen. Franz-Josef Strauß hat dazu gesagt, dass der Sport der deutschen Flagge weichen müsse – und genau das ist passiert“, betont Bergmann.

Viel hätte laut den Sportlern früher anders sein sollen: „Wenn wir damals die Doping-Kontrollen von heute gehabt hätten, wäre der Sport viel ehrlicher gewesen“, findet Klaus Groh. Der 61-Jährige hatte für die Deutschen Meisterschaften 1979 seinen ganz eigenen Trick. Im Vorfeld hat er sich zweimal hypnotisieren lassen. Der Hypnotiseur hat Groh eingeprägt, dass er das Turnier gar nicht verlieren könne. Beim Turnier hat Groh seine Bestleistung von 180 auf 187,5 Kilogramm gesteigert und damit gewonnen. „Das Gewicht hat sich angefühlt, als wären es bloß 100 Kilogramm. Ich hätte noch mehr heben können“, erinnert sich der Kraftsportler.

Nach seiner aktiven Karriere hatte Milser den Posten des Bundestrainers übernommen. „Ich war nervöser als bei meinen eigenen Wettkämpfen. Als Trainer kann man nur zugucken“, sagt Milser und lacht.

Einer seiner Schützlinge war Martin von Ostrowski, der eine Karriere als Profisportler gar nicht auf dem Schirm hatte. Als Ostrowski 14 Jahre alt war, wurde eine Aktion gestartet unter dem Motto: „Wir suchen den Olympiasieger 2000“. Jugendliche mussten vor Profisportlern verschieden Übungen machen und wurden daraufhin eingeschätzt. Von Ostrowski wollte damals nur ein Autogramm seiner damaligen Idole abstauben, unter anderem von Rolf Milser. Dann wurde aber sein Talent für das Gewichtheben entdeckt und er reiste schon ein Jahr später zu einem Turnier nach Genua. Und so wurde sein Idol Rolf Milser zu seinem Trainer und Freund.