Duisburg. . Um jugendliche Zuwanderer fit zu machen für eine Ausbildung, setzt das Hamborner Robert-Bosch-Berufskolleg auf die Kooperation mit drei weiteren Schulen.
Abdourahmane Keita hat einen klaren Plan. „Ich will Koch werden. Das kann ich gut. Mit meiner Mutter habe ich immer für meine Geschwister gekocht“, berichtet der junge Mann aus Guinea. Vorerst büffelt der 19-Jährige noch Deutsch am Robert-Bosch-Berufskolleg RBBK). „Ausbildungsvorbereitung International“ heißt das Programm des Hamborner Kollegs, das Jugendliche aus aller Herren Länder fit macht für eine Ausbildung.
Pia Timmer ist Lehrerin für Deutsch und Englisch. Seit dem Sommer hat sie eine von drei internationalen Klassen am RBBK übernommen und unterrichtet Deutsch – als Fremdsprache. „Das ist für mich neu, die Zusatzausbildung habe ich noch nicht. Aber ich fühle mich dem gewachsen“, sagt sie.
Auch Manfred Nicolaus ist keiner, der meckert über die Aufgabe, die seiner Schule seit drei Jahren zugwachsen ist. „Es gab zwar Erfahrungen, aber kein Konzept. Das haben wir uns selbst gebastelt“, berichtet er. Das Ziel ist dabei klar: „Wir versuchen, die jungen Leute in zwei bis drei Jahren in eine berufliche Erstausbildung zu bringen. Das heißt zunächst: Sprache, Sprache, Sprache.“ Von 36 Wochenstunden steht deshalb 25 Mal Deutsch auf dem Stundenplan. Das Sprachzertifikat der Stufe B2 ist das Eingangsticket zur Ausbildung.
Die Fortschritte sind erstaunlich. „Ich möchte Informatik studieren“, sagt Aliullah Mukhtar. Erst vor sechs Monaten ist er aus Afghanistan nach Duisburg gekommen, erst seit wenigen Wochen besucht er das RBBK. Ein anderes Alphabet, die neue Sprache, das klappt schon gut. „Nebenbei besuche ich die Abendrealschule, damit es schneller geht“, sagt er. Einen Abschluss hat er in seinem Heimatland gemacht, das Zeugnis aber nicht mitnehmen können bei seiner Flucht.
Geschichten wie diese nötigen Manfred Nicolaus Respekt ab. „Das ist doch, als wenn wir nach China kämen“, stellt er sich vor. Dabei haben längst nicht alle der derzeit 67 Schüler die gleiche Biografie. Nur wenige Jahre besuchten einige eine Schule, andere kommen mit Hochschulreife wie David Chanamanyan. „Mein Abschluss wir hoffentlich anerkannt“, berichtet der Armenier, der sich fast ein Jahr lang selbst Deutsch beibrachte, ehe er vor einem Monat einen Kollegplatz kam. „Ich will jetzt möglichst schnell die Sprachzertifikate machen, dann Informatik oder Wirtschaft studieren“, berichtet er.
Es gelte, nicht die Defizite in den Vordergrund zu stellen, sondern die Talente der Schüler zu entdecken, betont Schulleiter Nicolaus. „Viele, die dazu bisher nicht die Möglichkeit hatten, ergreifen mit Begeisterung die Chance, hier lernen zu dürfen.“ Am Ende wolle das RBBK „jeden Schüler dahin bringen, wo es für ihn weitergeht.“ Das kann für die handwerklich Begabten das RBBK sein, für junge Frauen, die sich etwa für Soziale und Pflegeberufe interessieren, ist es das Sophie-Scholl-Berufskolleg. Mit dem kooperiert die Hamborner Schule ebenso wie mit der Globus-Gesamtschule und dem Kopernikus-Gymnasium. „Es ist unser pädagogischer Auftrag, dass die Jugendlichen möglichst viel erreichen“, sagt Manfred Nicolaus. Bei Abdourahmane aus Guinea hat er keine Zweifel, dass sein Weg zum Ziel führt: „Ein afrikanischer Koch in der Kantine von Thyssen oder Mannesmann, das wäre doch toll.“
NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann besucht das RBBK im Oktober
„Wir bieten viele Abschlüsse an und haben Zugang zu den Berufen und den Unternehmen“, sagt Manfred Nicolaus, Schulleiter des Robert-Bosch-Berufskollegs. Thyssen-Krupp Steel und auch die Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM) hätten schon Interesse signalisiert, Plätze für Berufspraktika anzubieten.
Auf vier Jahre ist das Konzept des Robert-Bosch-Berufskollegs für Spracherwerb und Ausbildungsvorbereitung der Jugendlichen derzeit angelegt. „Manche brauchen aber ein fünftes Jahr, um die Sprache wirklich gut zu lernen, deshalb verhandeln wir darüber mit der Agentur für Arbeit“, so Nicolaus.
Hohen Besuch bekommt das Hamborner Kolleg am Freitag, 23. Oktober. Dann informiert sich NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) persönlich an der August-Thyssen-Straße über die Integrationsarbeit am RBBK und das Kooperationskonzept mit drei weiteren Duisburger Schulen.