Duisburg. . Sören Link auf einer Flüchtlingskonferenz der SPD: Lieber mehr Syrer und weniger Osteuropäer. Gestern distanzierte er sich von der Aussage und erklärte sein Bedauern.
Dieser Satz soll nach Medienberichten sogar den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel erschrocken haben: „Ich hätte gerne das Doppelte an Syrern, wenn ich dafür ein paar Osteuropäer abgeben könnte.“ Gesagt am vergangenen Dienstag vom Duisburger Oberbürgermeister Sören Link vor rund 300 Bürgermeistern, Landräten und anderen Kommunalpolitikern auf einer Flüchtlingskonferenz der SPD-Bundestagsfraktion in Berlin.
Gestern ruderte Link zurück, äußerte sein Bedauern, „in einer emotionalen Debatte nicht die richtigen Worte gefunden“ zu haben: „Ich wollte durch meine Aussage niemanden persönlich treffen.“ Zumal er rein faktisch auch keinen Einfluss hat auf die Zuwanderung von Bulgaren und Rumänien, die als EU-Bürger frei reisen dürfen – und zwar wohin sie wollen.
Es sei bei der SPD-Konferenz mit Teilnehmern aus ganz Deutschland um die Belastungen der Kommunen durch die „sprunghaft steigende Zahl“ von Flüchtlingen aus Bürgerkriegsgebieten gegangen, erläuterte Link weiter. Die bisherigen Planungen vieler Städte, auch die Duisburger, würden kaum zu halten sein. Man werde mehr Unterkünfte, Lebensmittel und Schulplätze als bisher kalkuliert bereit stellen müssen.
Es sei ihm darum gegangen, zu verdeutlichen, sagt Link, dass Duisburg eine „zusätzliche Belastung zu stemmen“ habe durch mittlerweile 12 500 Bulgaren und Rumänen, die zumeist ohne Arbeit und Deutschkenntnisse seien. „Über 4000 Kinder dieser Personengruppe müssen in Seiteneinsteigerklassen und Sprachförderung untergebracht werden – die gleichen Klassen, die die Kinder der Asylbewerber besuchen sollen“, schildert der Oberbürgermeister die Problemlage. Wichtig sei es ihm gewesen, gerade die Vertreter der Bundesregierung auf den besonderen Duisburger Bedarf an Lehrerstellen, Räumen und Sachmitteln hinzuweisen, der sich durch die hohe der Zahl der EU-Zuwanderer ergibt. In diesem Zusammenhang sei dann der Satz gefallen, dass Duisburg mehr Syrer aufnehmen könne, wenn weniger Zuwanderer aus EU-Ländern in der Stadt wären.
Am Tag danach hob Link hervor, „dass wir alle Flüchtlinge in Duisburg willkommen heißen wollen, egal woher sie kommen.“ Und: „Jeder und jede wird hier als Mensch gesehen.“
Von enormen Belastungen der Kommunen durch die steigenden Flüchtlingszahlen berichteten auch andere Städtevertreter bei der Konferenz, unter anderem auch der Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski. Gabriel hatte zuvor ermuntert, die jeweilige Lage „so konkret wie möglich“ zu schildern.
Tausche Syrer gegen Bulgaren oder Rumänen – schnell dahingesagt, aber grundsätzlich falsch. Wer aus welchen Gründen und aus welcher Weltregion auch immer zu uns kommt, ist zunächst einmal ein Mensch, der menschlichen Umgang verdient. Auch sprachlich.
Kommentar: Völlig falsch
Zumal ein Oberbürgermeister zu der Personengruppe zählt, deren Worte auf die Goldwaage gelegt werden. Das weiß auch Sören Link, der im Umgang mit den Hinterbliebenen der Loveparade-Opfer zu Beginn seiner Amtszeit mustergültig gezeigt hat, dass ihm Feinfühligkeit keineswegs fremd ist.
Dass Link in aller Deutlichkeit die Probleme Duisburgs mit der Unterbringung von Flüchtlingen und Zuwanderern angesprochen hat, ist indes bei aller Kritik an dem einen Satz durchaus zu loben. Duisburg braucht – wie andere Städte auch – mehr Unterstützung aus Berlin, diese Forderung darf und muss gehört werden. Bleibt zu hoffen, dass vom Auftritt der Kommunalpolitiker in Berlin mehr in Erinnerung bleibt als Links absolut falsche Formulierung.