Duisburg. Fehlersuche für den andauernden Ausfall einer Straßenlaterne führte zu 49-jährigem, der in Beeck in großen Stil Cannabis angebaut haben soll.

Zwei Mitarbeiter der Stadtwerke Duisburg staunten am 25. März nicht schlecht. Sie waren nach Beeck gerufen worden, weil ein Mehrfamilienhaus an der Karl-Albert-Straße so viel Strom aus dem Netz zog, dass die davor stehende Straßenlaterne ausfiel. Sie fanden keinen Fehler im Netz, sondern eine gigantische Cannabis-Plantage. Dafür steht seit Dienstag ein 49-jähriger Niederländer vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz.

Dem Mann, der die für Hobby-Gärtner möglicherweise höchst interessante Anlage unterhalten haben soll, wird ein Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz vorgeworfen. Weite Teile des Hauses - zwei Obergeschosse und das Dachgeschoss - waren in eine Art professionelles Gewächshaus umgewandelt worden.

Pflanzen hätten Ertrag von 51 Kilo Marihuana gebracht

Die Polizei stellte insgesamt 3600 Pflanzen in unterschiedlichen Wachstumsphasen sicher. Neben den Stecklingen und Jungpflanzen wurden 1500 bereits ausgewachsene und erntereife Hanfpflanzen gefunden. Sie hätten dem Pflanzer einen Ertrag von rund 51 Kilo Marihuana und Haschisch gebracht. Die Experten vom Landeskriminalamt errechneten allerdings noch mehr: Wären alle Pflanzen in dem Haus erwachsen geworden und drei Mal im Jahr abgeerntet worden, so hätte das einen Ertrag von rund 443 Kilogramm beschert. Rauschgift, das bei entsprechender Qualität mehr als zwei Millionen Euro wert gewesen wäre.

Der Angeklagte soll im ersten Reflex gegenüber den Stadtwerke-Leuten geäußert haben, sie könnten ruhig die Polizei rufen, da die Plantage seinem Vermieter gehöre. Dann soll er mit einer weiteren Person gesprochen haben, woraufhin er der Polizei später erklärte, die Plantage gehöre ihm. Die gesetzliche Strafe schreckte ihn wenig: „Ich weiß, dass ich dafür mehrere Jahre Haft zu erwarten habe. Ich bin ein Profi“, soll er gesagt haben. Möglicherweise hatte der Sinneswandel etwas damit zu tun, dass der Vermieter des 49-Jährigen Mitglied der Hells Angels sein soll.

Drei weitere Prozesstage geplant

Vor dem Landgericht scheint die Sache nun allerdings wieder anders herum zu laufen: In einem Vorgespräch mit dem Vorsitzenden, dessen Inhalt dieser beim gestrigen Verfahrensauftakt bekannt gab, hatte der Verteidiger für seinen Mandanten eine geständige Einlassung angekündigt. Er sei allerdings nur ein Gehilfe, also der Gärtner gewesen.

Über die Verlesung der Anklageschrift kam das Verfahren zunächst nicht hinaus. Die Juristen zogen sich zu einem ausgiebigen Rechtsgespräch zurück, dessen Ziel eine für den Angeklagten günstige Verständigung sein soll. Ihr Inhalt soll frühestens am nächsten Prozesstag bekannt gegeben werden. Insgesamt sind bis Ende September drei weitere Tage geplant.