Duisburg. Schulleitung, Eltern- und Schülervertreter sehen sich bei Sanierungen benachteiligt. Teilweise fällt sogar Unterricht aus, Lehrküche ist geschlossen.

Im nächsten Jahr wird die Gesamtschule Süd 40 Jahre alt. Zu feiern gibt’s wenig Anlass, finden Schulkonferenz und Schulleitung. Weil die erneute Verschiebung seit Jahren überfälliger Sanierungen durch städtische Immobilien-Managemant (IMD) zur Schließung ganzer Unterrichtsräume führt, sehen sie die Bildungsziele gefährdet. „Wir haben Verständnis für die Haushaltslage, aber es kann nicht sein, dass wir von der Entwicklung abgekoppelt werden“, sagt Elternvertreter Dirk Herschbach.

Unhaltbare hygienische Zustände

„Es scheint, als bekommen nur die etwas, die am lautesten schreien“, sagt Alois Wollny. Seit er vor zehn Jahren sein Amt als Schulleiter antrat, bemüht er sich um die Sanierung des Gebäudes, auf dessen „untragbaren hygienischen Zustand“ er schon 2011 in einem Schreiben an das IMD hinwies. Folgenlos blieb das wie weitere Schreiben der Schulkonferenz, die vor zwei Jahren das Immobilien-Management für „Unverbindlichkeit in der Aussage, Verschieben der Verantwortung auf andere und fehlende Transparenz“ kritisierte.

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Das rundum kräftig investiert wurde, hat diesen Eindruck noch verstärkt. Dass für das benachbarte Mannesmann-Gymnasium neben der Sanierung für neun Millionen Euro noch 50 Laptops drin waren, bringt die Schulleiter Wollny auf die Palme, weil schon die Datenleitungen der Gesamtschule „so langsam sind, dass erst nach einer Stunde etwas auf dem Bildschirm erscheint.“ Die laut Curriculum verpflichtende Medienerziehung sei überhaupt nur möglich, „weil die Kollegen ihre privaten Geräte mitbringen“, sagt Anika Franz vom Lehrerrat.

Gas und Elektrik stillgelegt

Gasleitungen und Elektrik für Lehrküche und den Naturwissenschaftlichen Trakt sind seit Wochen stillgelegt – notwendige Prüfsiegel fehlen. Die Folge: Versuche können nicht stattfinden, Koch-Unterricht (Teil des Lehrplans für den Hauptschulabschluss) muss entfallen.

Bei den maroden Schultoiletten haben die Eltern geholfen: Sie finanzieren eine Reinigungskraft, die dafür sorgt, dass die Anlage überhaupt noch zu benutzen ist. „Eine Sanierung ist gar nicht mehr im Gespräch“, beklagt Elternvertreterin Gabriele Flor. Um Spielgeräte anzuschaffen und den Schulhof neu zu gestalten, sammelt die Schule 30 000 Euro bei einem „Charity Walk“. Der Umbau sei abgelehnt worden, weil das IMD die Folgekosten von jährlich 800 Euro ablehnte, berichtet Schulleiter Wollny.

Dabei sei doch die Schule beliebt wie wenige, sagt Markus Zwering. Der stellv. Schulleiter verweist auf 70 Anmeldungen, die nicht berücksichtigt wurden. „Uns stellt sich die Frage, ob das gewollt ist. Wir fordern nichts Unmögliches, aber wir wollen nicht von der Entwicklung abgekoppelt werden“, fordert Elternvertreter Herschbach. Welche Perspektive die GS Süd hat, wollen Lehrer, Schüler und Eltern am 26. Oktober erfahren von Politik, Schulverwaltung und IDM, die sie zur Podiumsdiskussion eingeladen haben.

IMD: Kredite genehmigt für ausstehende Arbeite

Die Finanzaufsicht hat die Kreditaufnahme für die 25 verschobenen Baumaßnahmen genehmigt, teilte das IMD am Montag mit. Die für 2015 geplante Teilsanierung des Naturwissenschaftlichen Traktes der GS Süd werde „nun mit allen Beteiligten abgestimmt“.

Eine Begehung durch den BAD (zuständig für Arbeitsschutz der Lehrer) hat Mängel ergeben. „Nicht alle werden auch vom IMD als solche gesehen“, heißt es dazu – weitere „qualifizierte Aussagen und genauere Prüfungen“ seien erforderlich.

Nicht erforderlich, meint das IMD, sei die Kompletteinstellung des Betriebs in der Lehrküche, weil einige Geräte noch funktionieren. Ein E-Herd und zwei Gasherde sollen „kurzfristig“ ausgetauscht werden. Die Gesamtsanierung der „in die Jahre gekommenen“ Lehrküche stehe „mittelfristig“ an, so das IMD.

Diskutieren, nicht durchwinken - Ein Kommentar von Martin Ahlers 

Parallelität der Ereignisse: Im Stadtfenster wird ein „Schulmedienzentrum“ eingeweiht, in der Gesamtschule Süd platzt Eltern und Lehrern der Kragen. Von einem „digitalen Klassenzimmer“ träumen sie auch, leider beschränkt sich die Ausstattung der GS Süd auf einen funktionstüchtigen Beamer und Datenleitungen, die so langsam sind, dass die Stunde vorbei ist, wenn sich die erste Internet-Seite aufgebaut hat.

Da dürfen sich die Betroffenen fragen, warum für derartige Projekte Geld vorhanden ist, es aber in den Schulen selbst an der Basisausstattung mangelt. Für mehr Transparenz in der Verteilung der viel zu knappen Mittel könnte eine Diskussion im Schulausschuss sorgen – doch da freute man sich zuletzt darüber, eine Tagesordnung mit 35 Punkten in weniger als 60 Minuten abgearbeitet zu haben.