Das war eine klare Ansage zum offiziellen Auftakt der Konzertsaison: Mit Beginn der Saison 2016/17 werden die Duisburger Philharmoniker in die Mercatorhalle einziehen. Das versprach Kulturdezernent Thomas Krützberg den Besuchern des 1. Philharmonischen Konzerts im voll besetzten Theater am Marientor.
Ob sich die Philharmoniker und ihr Chefdirigent Giordano Bellincampi davon beflügeln ließen, ein „Olympisches Feuer“, so das Motto des Konzerts, mit besonders großer Sauerstoffzufuhr anzufachen, ließ der Abend offen. Denn für distanzlose Siegeshymen war kein Platz im russischen Programm. Selbst die schmetternden Fanfaren in Schostakowitschs „Festlicher Ouvertüre“ künden mehr von dem Repräsentationsdruck, unter dem die Komposition entstand, als von gelöster Freude. Und auch Tschaikowskys emotional zerfurchte 5. Symphonie und erst recht nicht Schostakowitschs 2. Violinkonzert bieten Stoff für monumentale Siegesfeiern. Gut so.
Nachdem das Publikum beim letzten Auftritt von Frank Peter Zimmermann mit Sibelius‘ Violinkonzert vor Begeisterung fast auf den Stühlen stand, reagierte es auf den Vortrag von Schostakowitschs spätem Violinkonzert zwar auch begeistert, aber deutlich reservierter. Kein Wunder, präsentiert sich das Werk doch erheblich spröder und noch weniger effektorientiert als Sibelius‘ Meisterwerk. Zimmermann formt die drei Sätze mit bohrender Intensität zu inneren, introvertierten Monologen aus, die in ihrer Zerrissenheit viel vom Seelenleben des desillusionierten Komponisten mitteilen. Grandios, wie souverän und differenziert Zimmermann die stilistischen und emotionalen Wechselbäder gestaltet und die immensen technischen Schwierigkeiten vergessen lässt. Und auch die Probleme um sein Instrument lässt er sich nicht anmerken. Seit dem Verlust seiner „Lady Inchiquin“ wechselte er mehrfach das Instrument. Seit zehn Tagen spielt er auf einer Stradivari, während die Verhandlungen über eine mögliche Weiterverwendung der „Lady Inchiquin“ weitergehen.
In der Symphonie von Tschaikowsky versucht Bellincampi, orchestrale Brillanz mit den emotionalen Erschütterungen der Musik in Einklang zu bringen. Ob die teils extrem langsame Tempi nicht eher sentimentale Klischees wachrufen, die Tschaikowskys Musik nicht gerecht werden, bleibt dahingestellt. Jedenfalls bilden sie einen nahezu unüberbrückbaren Kontrast zur plakativ sprudelnden Brillanz des lärmenden Finalsatzes. Widersprüche, die sich durch eine pointiertere, distanziertere Interpretation vermeiden ließen.