Duisburg.. Drei Tage beraten die Betriebsräte von 70 kommunalen Energieversorgern in der Mercatorhalle. Marcus Wittig, Vorstand der Duisburger Stadtwerke, fordert einen gemeinsamen Auftritt gegenüber der Politik.
Der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke Duisburg, Markus Wittig, fordert die kommunalen Energieversorger auf, ihre Interessen in der Energiewende gemeinsam zu vertreten. „Wir müssen uns zusammentun, um die Politik auf die Schiene zu setzen, damit der Zug in die richtige Richtung fährt“, so Wittig vor Mitarbeitervertretern von rund 70 Stadtwerken. Sie diskutieren drei Tage lang in der Mercatorhalle zum Thema: „Energiewirtschaft in unruhigen Gewässern“.
„Jeder kämpft allein, ich höre Selbstbeweihräucherung, obwohl die Probleme überall die gleichen sind“, so Wittig. Es gebe für die Energiewende „keinen strukturierten Weg zum Ziel“, es entstehe volkswirtschaftlicher Schaden, der die kommunalen Versorger, die stets den Wünschen der Politik gefolgt seien, in eine Existenzkrise treibt.
Daseinsvorsorge aufrecht erhalten
Der „ideologiegetriebene Strukturwandel“ auf dem Energiemarkt habe den Druck noch verstärkt, der schon durch die Markt-Liberalisierung und zunehmende Regulierung entstanden sei, so Wittig. Die Folgen: sinkende Vertriebs- und Netzerlöse, sowie Verluste bei der Erzeugung. In Duisburg wurde aus einem Jahresgewinn von 41,8 Mio € bei der Erzeugung im Jahr 2008 ein Verlust von 13,8 Mio € in 2014. „Die Förderung der Erneuerbaren Energien verdrängt die konventionelle Erzeugung“, so Wittig.
Die Energiewende gefährde damit den üblichen Querverbund zur Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs, kritisiert Axel Prasch, Betriebsratsvorsitzender der Stadtwerke. „Wir sind doch dazu da, die Daseinsvorsorge aufrecht zu erhalten.“
Die aktuelle Lage der Stadtwerke bezeichnet Wittig als „ernst, aber nicht hoffnungslos“. Das wichtigste Ziel, Erhalt von Liquidität und Finanzierungsfähigkeit will die Stadt mit einem 200-Millionen-Euro-Kredit zur Stärkung des Eigenkapitals gewährleisten. Kundenbindung, Marktnähe und lokale Präsenz seien gute Voraussetzungen für den Aufbau dezentraler Erzeugungsanlagen und die Stabilisierung der Erlöse im Kerngeschäft.
Sparen ist kein Geschäftsmodell
Für neue Geschäftsfelder fehlt allerdings das Geld. Wittig erinnert an „über 30 Millionen Euro, die wir über fünf Jahre in unsere Online-Marke gebuttert haben“. Die Bemühungen um Kostensenkung und schlanke Strukturen werden die nächsten Jahre prägen. Das erste Sparprogramm (Repower, ab 2012) brachte 40 Mio €, weitere 80 Maßnahmen sollen einen Effekt von weiteren 45 Mio € bringen. Gleichzeitig suchen Vorstand und Belegschaft gemeinsam nach neuen Strategien. „Sparen darf kein Geschäftsmodell werden“, betont Markus Wittig. Auch tunlichst sozialverträglicher Sozialabbau geschieht in Abstimmung mit dem Betriebsrat. „Eine Lösung für 300 Kollegen steht noch aus“, so Axel Prasch zum Stand der Dinge. „Der Sozialplan ist fertig, aber ich möchte ihn nicht aus der Schublade holen.“