Duisburg. . Die Projektmanagement-Gesellschaft Deges stellt Pläne für Neubau der A-40-Rheinquerung den Bürgern vor. Essenberg und Neuenkamp betroffen.

Die neue A-40-Rheinquerung zwischen Neuenkamp und Essenberg wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Schrägseilbrücke mit zwei Pylonen – also der identische Brückentyp wie das jetzige Bauwerk. Das erklärten die zuständigen Mitarbeiter der Projektmanagement-Gesellschaft Deges bei den Bürger-Infos gestern Abend in Neuenkamp sowie tags zuvor in Hochheide.

Derzeit stecke das Verfahren in der Phase der Vorplanung, so Deges-Projektleiter Karl-Heinz Aukschun. Mit der konkreteren Entwurfsplanung solle Ende 2015 begonnen werden. Und Anfang 2017 könnte dann das Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden. „Läuft alles glatt, wäre in 2019 Baubeginn“, so Aukschun. Der Auftrag umfasst aber nicht nur den Neubau der Brücke, die künftig aus zwei Einzelbauwerken (pro Fahrtrichtung eines) mit jeweils vier Fahrspuren und einem Standstreifen bestehen soll. Zudem soll das gesamte Teilstück zwischen den A-40-Anschlussstellen Homberg und Häfen achtspurig ausgebaut werden. Das ist nötig, weil laut Verkehrsprognose dort im Jahr 2030 täglich 115 000 Fahrzeuge fahren werden, davon 14 Prozent Lkw. Heute sind es rund 100 000.

Einige Häuser müssen weichen

Das alles erfordert Platz: Die Gesamtbreite der neuen Brücke umfasst über 60 Meter, die bisherige ist nur 36 Meter breit. Das hat auf beiden Rheinseiten Auswirkungen für Anlieger. Im Westen ist der Ortsteil Essenberg betroffen. Dort sei noch nicht entschieden, ob Häuser verschwinden müssen, die nördlich der A-40-Brücke liegen, um den benötigten Mehrraum zu schaffen – oder ob es die direkt an der Brücke angrenzenden Häuser im Süden trifft. Diese Entscheidung über die Trassenverschiebung wird im Bundesverkehrsministerium gefällt. Abgesegnet wird sie noch von der Bezirksregierung Düsseldorf als Planfeststellungsbehörde.

Auf der rechten Rheinseite könnte je nach Entscheidung über die Trassenführung der Stadtteil Neuenkamp betroffen sein. Teile der Sportanlage von Blau-Weiß Neuenkamp könnten ebenso für die Autobahnerweiterung beansprucht werden wie Bereiche hinter jenen Häusern, die an der Straße In der Rheinau liegen. „Wenn wir Klarheit haben, werden wir schnellstmöglich auf die Betroffenen zugehen und ihnen faire Angebote machen“, versprachen die Deges-Verantwortlichen.

Fest steht aber auch: Die jetzige marode A-40-Brücke muss mindestens noch bis 2023 (!) halten. Erst dann wird das erste der zwei neuen Brückenbauwerke fertiggestellt sein. Über dieses soll der Verkehr fließen. Und erst dann könnte die jetzige Rheinquerung abgerissen werden. Bis das zweite Bauwerk und damit die komplette neue A-40-Rheinbrücke fertig ist, könnte es bis 2026 dauern. Mindestens! Das Bauen unter Verkehr ist eben zeitaufwendiger. Eine über Jahre dauernde Vollsperrung dieser unverzichtbaren Verbindung vom Niederrhein in den Logistikstandort Duisburg ist keine Lösung.

Dann wurden möglich Brückentypen erläutert: Eine Bogenbrücke sei nicht zu empfehlen, da wegen mangelnder Erfahrungswerte ein hohes Baurisiko bestehe. Eine Hängebrücke würde sich in punkto Wirtschaftlichkeit erst ab einer Länge von 500 Metern rechnen. Bei Neuenkamp misst die Entfernung zwischen den Ufern aber nur etwa 350 Meter. Daher sei die Schrägseilbrücke mit zwei Pylonen die bevorzugte Variante.

Neue A-40-Brücke soll 100 Jahre halten 

Nach der Vorstellung der Deges-Pläne blieb den Bürgern an beiden Abenden viel Zeit für Fragen.

Unter den rund 80 Interessierten, die am Mittwoch in die Glückauf-Halle nach Hochheide gekommen waren, tummelten sich viele Anwohner aus Essenberg. Sie wollten wissen, ob eher der nördliche oder der südliche Teil der Siedlung betroffen sein wird. Die Entscheidung stehe noch aus, so die Deges. Die Tendenz gehe derzeit eher in Richtung Süden. Betroffene würden für den möglichen Verlust von Häusern und Grundstücken aber „fair entschädigt“. Auch Ersatzgrundstücke seien eine Option. So weit sei man aber noch nicht.

Ein Anwohner aus Neuenkamp wollte wissen, ob ein Tunnel statt eines Brückenneubaus nicht die Top-Lösung wäre? „Das würde nicht nur für eine deutliche Verlängerung der Bauzeit sorgen, sondern kostet zudem den vierfachen Preis“, erklärten Karl-Heinz Aukschun und Brückenexperte Gregor Gebert von der Deges sowie Dr. Manfred Heß vom Ingenieurbüro Kocks Cosult. Zudem müsste dann während der gesamten Bauzeit die Anschlussstelle Häfen geschlossen werden – das wäre für den Lkw-Verkehr in Richtung Hafen eine Katastrophe.

Bürgervorschlag: Ausfahrt-Tangente soll direkt zum Industriegebiet führen

Wäre eine Änderung der A-40-Abfahrt Homberg möglich, wollte ein Essenberger wissen. „Dann könnten die Lkw direkt zum Industriegebiet Rheinpreußen geleitet werden und müssten nicht erst über die Duisburger Straße fahren“, so die Argumentation. Von Seiten der Stadt Duisburg habe es bislang keine solche Interessensbekundung gegeben, so die Deges-Leute. Man werde diesen Vorschlag aber mitnehmen und für die weitere Planung berücksichtigen.

Die Frage nach dem Lärmschutz wurde auch erörtert. Die Höhe der künftigen Lärmschutzwände auf dem Teilstück zwischen Homberg und Häfen wird zwischen 6,50 Meter (auf der Brücke) und 8 Meter liegen. Zwischen den Anschlussstellen Homberg und Moers-Ost könne man hingegen nichts tun, weil dies nicht zum ausgeschriebenen Projekt gehöre.

Die bisher geschätzten Gesamtkosten für das komplette Bauwerk liegen bei einer „unteren dreistelligen Millionensumme“. Und zum Abschluss wollte ein älterer Herr noch wissen, wie lang die neue Brücke halten soll. Die erstaunliche Deges-Antwort: „100 Jahre!"