Duisburg. Kai Gottlob, Geschäftsführer des Duisburger Filmforums, plauderte im Leser-Talk über seinen ersten Film, Musik, einen großen Reinfall und Erfolge.

Winnetou hat ihn geprägt. Der zweite Teil mit Pierre Brice als edler Apachen-Häuptling war Kai Gottlobs erster Film, den er sich als Drittklässler im Kino ansehen durfte. Ein bleibendes Erlebnis. Danach war er jeden Sonntag im „Metropol“ an der Jägerstraße in Hamborn zu finden. Der Weg zum heutigen Geschäftsführer des Filmforums, des ältesten kommunalen Kinos in Deutschland, schien in jungen Jahren bereits vorgezeichnet, verlief dann aber doch nicht so geradlinig, wie Helga Schwittei aus Neudorf, Liselotte Bombitzki aus Duissern, Hildegard Bergmann aus dem Wasserviertel, der Meidericher Ralf Bredow und Michael Buchmann aus Baerl beim WAZ-Leser-Talk in der Reihe „Auf ein Pils mit...“ erfuhren. Der 59-Jährige sprach mit ihnen im Café Movies am Dellplatz unter anderem über...

...sein erstes eigenes Kino.

Kai Gottlob (schmunzelt): „Das hatte ich mit zehn Jahren. Vier Plätze für die Nachbarskinder, die sich für 5 Pfennig drei kleinere Filme, mit der eigenen Normal-8-Kamera aufgenommen, anschauen konnten. Ein Film darüber, wie unser Hund Junge bekommen hat, ein Film über ein Spielzeug-U-Boot und ein Film über Nachbarskinder, die mit dem Schlauch eine nasse Abkühlung bekamen, weil sie über unseren Zaun geklettert waren...“

...den Traum, Rockstar zu werden.

„In meiner Jugend war nicht Film, sondern Musik das große Thema. Ich war in den späten 70ern bis Mitte der 80er Bassist in der Band Linn. Wir, vier Musiker und ein Roadie, haben Fun-Rock und Jazz-Rock gespielt, haben später Konzerte bis ins benachbarte Ausland gegeben. Irgendwann ist aber jeder seiner Wege gegangen. Und ich hab dann auch während des Industriedesign-Studiums an der Essener Folkwang den Film für mich wiederentdeckt, einen eigenen über Arbeitsprozesse für meine Examensarbeit gedreht und anschließend noch zwei Semester Trickfilm studiert.“

...seine Arbeit im Ratskeller Hamborn.

„Nach meinem Studium sollte ich nach einer Anfrage der Stadt das dortige Kultur- und Freizentrum wiederbeleben. Das hat mit Konzerten und Ausstellungen auch ganz gut geklappt. Außerdem haben wir dort dann auch ein kleines Kino für 30 Leute eingebaut und Filme mit historischen, aber auch politischen Themen wie die Anti-Atomkraft-Bewegung gezeigt. 1984 bin ich dann Leiter des Filmforums geworden.“

...die Entwicklung des Filmforums.

„Als ich dort anfing, wurde nur ein Film pro Abend gezeigt. Es gab eine Oster-, Sommer- und Weihnachtspause und gerade mal 2000 Besucher im Jahr. Dass wir heute 120.000 bis 130.000, inklusive des Open-Air-Sommerkinos im Landschaftspark, haben, liegt sicher daran, dass wir immer den Willen zur Professionalisierung, zur neuesten Technik hatten und über die Jahre die Öffentlichkeitsarbeit und eben auch das Programmkino-Publikum für uns gewinnen konnten.“

...das Open-Air-Sommerkino im Landschaftspark – vom Reinfall zur großen Erfolgsstory.

„Bei der Premiere 1996 haben wir an zwölf Tagen Filme gezeigt, an neun Tagen hat es geregnet und es kamen insgesamt nur rund 1900 Besucher. Eine Katastrophe. Danach hieß es erst: nie wieder! Doch dann haben wir einen Deal mit dem Landschaftspark gemacht, der noch bis heute gilt: Die Gewinne werden geteilt, das Risiko für Verluste trägt der Park. Direkt im zweiten Jahr hat das Sommerkino schwarze Zahlen geschrieben... Zuletzt kamen über 42.000 Besucher. Diese Atmosphäre, die kathedrale Kulisse in Verbindung mit der Beach-Landschaft und der kongenialen Beleuchtung ist sicher einzigartig.“

...seine ausgezeichneten Werbefilme für verschiedene Unternehmen.

Kai Gottlob: „Damit habe ich Anfang der 90er Jahre angefangen und für einen Stadtwerke-Spot über ein Erdgasauto bei einem Wettbewerb des MCA-I, einer der weltgrößten Berufsverbände der Film- und Medienbranche, in Los Angeles 2008 tatsächlich zweimal Gold gewonnen. Gerade ist ein Werbespot für einen Schraubenhersteller fertig, 24 Drehtage in fünf Ländern.“

...die Frage, ob Film und Kino durch eine immer perfektere Computertechnik entzaubert werden.

„Das glaube ich nicht. Am Ende geht es immer um dieses unglaublich intensive Gefühl, einen Film in der Gemeinschaft zu erleben. Diese Form von Kinoerlebnis wird Bestand haben.“

...seine fünf Lieblingsfilme.

„Das Kriegsepos ,Der schmale Grat’ des Regisseurs Terrence Malick, der ein Philosoph ist und mit diesem Film ein Meisterwerk geschaffen hat. Dann ,Sein oder Nichtsein’, ein Klassiker von Ernst Lubitsch, ebenso wie Billy Wilders perfekt komponierte Komödie ,Eins, Zwei Drei’. Dann nenne ich noch ,The Crowd’ von King Vidor und ,Sunrise’ von Friedrich Wilhelm Murnau, beide aus den 20er Jahren.“

...Zukunftspläne fürs Filmforum.

„Wir würden gern ein Kino-Klassenzimmer installieren – einen Erlebnisraum für Kinder zur Geschichte des Kinos von den alten Kameras, die wir ja in unserem Archiv haben und dann auch mal ausstellen könnten, bis zum Digitalschnitt. Es muss allerdings noch geprüft werden, ob es technisch und auch finanziell machbar ist. Das Projekt wäre aber ein Traum – Kino zum Anfassen.“