Duisburg.. Rudolf Schocks Vater war Hafenarbeiter, nach dessen frühem Tod musste Mutter Anna die fünf Kinder allein ernähren. Serie zum 100. Geburtstag des Sängers.
Filme, Schallplatten, Fernsehauftritte – Rudolf Schock war der bekannteste deutsche Tenor in der Nachkriegszeit und wurde verehrt wie ein Popstar. Eine Karriere, für die der am 4. September 1915 in Wahnheimerort geborene und in Hochfeld aufgewachsene Duisburger sehr hart hatte kämpfen müssen. Um seinen Weg bis zum Engagement am Duisburger Stadttheater geht es im ersten Teil unserer Serie zum 100. Geburtstag des Sängers.
Kindheit und Jugend in Duisburg nehmen in seiner Autobiografie „Ach, ich hab in meinem Herzen...“, die im Jahr seines Todes 1986 erschienen ist, großen Raum ein. Die Schocks waren eine arme Familie, der Vater war Hafenarbeiter. Mutter Anna konnte nicht allen Kindern Schuhe kaufen, und die klauten schon mal Erbsen und Kohlen. Die erste Erinnerung an seinen Vater, dessen Vornamen er als viertes von fünf Kindern erhalten hatte, war ein Fronturlaub 1918. Da sang ihm der fremde Mann „Weißt du, wie viel Sternlein stehen?“ vor. Denn musikalisch waren die Schocks, auch die ältere Schwester Elfriede stand später auf der Bühne.
Keine Lehrstelle in Aussicht
Geld war knapp, aber Rudolf Schock erinnert sich an Wanderungen, bei denen viel gesungen wurde, an Schwimmen im Rhein, an Sonntagnachmittage mit Rodonkuchen und der singenden Tante Auguste, an die erste Schallplatte, die die „besser gestellte“ Tante Emma auf dem Grammophon spielte, und den ersten „Auftritt“ mit Geschwistern in der Kneipe Rosskothen an der Wanheimerstraße – Treffpunkt des Gesangsvereins, dem der Vater ebenso angehörte wie der Kommunistischen Partei. Sein früher Tod 1923 hinterließ die Familie noch ärmer, die Mutter ging putzen. Rudi spielte Fußball und war im Schwimmverein, aber an eine höhere Schulbildung für den guten Schüler war nicht zu denken.
Unerwartet schwierig war es auch, eine Lehrstelle zu finden, denn die Noten war zwar gut genug für eine kaufmännische Ausbildung, aber der Besuch der „bekenntnisfreien Schule“ ließ die Lehrherren abwinken. Schließlich begann er eine Frisörlehre, die ihn zutiefst unglücklich machte.
Erste Bewerbung um Chorstelle scheitert
In der wenigen freie Zeit, die ihm die Lehre ließ, hat Rudi gesungen – in Gesangsvereinen, aber auch auf Straßen, um das Familieneinkommen aufzubessern.
Seine Mutter arbeitete inzwischen beim Theater, morgens als Putzfrau, abends als Garderobiere. Und ein wenig Klavierunterricht war Rudolf durch eine Kundin ermöglicht worden. Seine erste Bewerbung um eine Chorstelle am Theater scheiterte, aber das spornte ihn zum verstärkten Üben an. 1934 erhielt er einen Vertrag als Erster Tenor im Opernchor, Gage 90 Mark – und „Erster Gefangener“ in Fidelio. Schock nahm Gesangsunterricht bei Gustav Pilken auf der Königstraße und schaffte es 1936 beim Vorsingen im Duisburger Hof in den Bayreuther Festspielchor. 1937 wurde er als Solist in Braunschweig engagiert. Beginn einer großen Karriere.